Am Dienstag fiel der Unterricht an vier Schulen aus. Auch am Mittwoch meldeten sich nach seinen Worten an zwei Schulen wieder mehr als 25 Prozent des Kollegiums krank. An vielen Hamburger Schulen wird derzeit in den Lehrerkollegien diskutiert, ob man sich aus Protest gegen die geplante Mehrarbeit ebenfalls gemeinsam krankmelden sollte.
Beim nächsten Mal sofort Attest
Die Hamburger Bildungsbehörde will nun gegen die vermeintlichen Blaumacher vorgehen. Die spontan erkrankten Lehrer der betroffenen Schulen müssten bei der nächsten Krankheit sofort ein ärztliches Attest vorlegen, sagte Lange am Mittwoch. Da Atteste nicht rückwirkend angefordert werden könnten, werde nun untersucht, ob Pädagogen auch zu Hause geblieben seien, ohne sich offiziell krank zu melden, sagte Behördensprecher Alexander Luckow. In diesen Fällen drohten den Lehrern disziplinarische Maßnahmen.
Protestaufruf der Gewerkschaft?
Die Behörde vermutet, dass die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zu dem Protest aufgerufen hat. "Ich kann nicht feststellen, dass sich die GEW von den Vorfällen distanziert", sagte Lange. Die GEW bestreitet die Vorwürfe. "Wir würden zu keiner verdeckten Aktion aufrufen", erklärte Sprecher Peter Göbel. Er ist aber sicher, dass der anonyme Aufruf "Wir werden gemeinsam krank" Ausdruck "tiefer Frustration" der Hamburger Lehrer sei. Die GEW erwägt zur Zeit eine Arbeitsniederlegung, um gegen das neue Modell und die "unhaltbare Situation" zu demonstrieren.
Aktion stößt auf Unverständnis
Die Vorsitzende der Elternkammer Hamburg, Sabine Bick, hat kein Verständnis für die Aktion "gemeinsam krank". Es könne nicht angehen, dass der Unmut gegen das Arbeitszeitmodell "auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird." Das Verständnis der Eltern werde damit nicht gewonnen. Dennoch kritisierte Bick das Hamburger Lehrerarbeitszeitmodell. Es würde zu einer Mehrbelastung der Pädagogen und damit zu einem Qualitätsverlust des Unterrichts und häufigen Erkrankungen der Lehrer führen.
Neues Lehrerarbeitszeitmodell
Das neue Lehrerarbeitszeitmodell der Hamburger Bildungsbehörde soll im nächsten Schuljahr in Kraft treten und für zwei Jahre erprobt werden. Erstmals sollen alle Tätigkeiten der Lehrer in ihre Stundenberechnung einfließen - Korrekturen, Elterngespräche, Vor- und Nachbereitung von Unterricht. Grundlage der Berechnungen ist eine 40-Stunden-Woche. Ein Sportlehrer einer neunten Gymnasialklasse beispielsweise hat weniger Korrektur und Vorbereitungsaufwand als ein Deutschlehrer. Trotzdem müssen beide nach GEW-Angaben in der Regel mehr arbeiten als bisher.