Affäre um Weltbank-Chef Wolfowitz kurz vor Rücktritt

Weltbankpräsident Paul Wolfowitz ist offenbar zum Rücktritt bereit. Wie am Sitz der Weltbank in Washington verlautete, verhandelt Wolfowitz nur noch über die Bedingungen. Ihm wird vorgeworfen, bei der Beförderung seiner Lebensgefährtin gegen Richtlinien der Weltbank verstoßen zu haben

Dem Vernehmen nach will Wolfowitz aus dem Amt scheiden, wenn im Gegenzug festgestellt werde, dass er nicht alleine die Verantwortung für die Affäre trage.

Obwohl sich das Weiße erneut hinter Wolfowitz stellte, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, es müsse ein Weg gefunden werden, um die Integrität der Weltbank zu wahren. Deshalb müsse über alles geredet werden, sagte Tony Snow. Bereits am Vortag hatte Snow erklärt, was die Führung der Weltbank angehe, so lägen "alle Optionen auf dem Tisch". Es war das erste Mal, dass die Vereinigten Staaten eine Zustimmung zu einem möglichen Rückzug des Weltbankpräsidenten andeuteten.

Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada plädierten für einen Rücktritt von Wolfowitz. Bei einer Telefonkonferenz der G-7-Staaten stellte sich am Dienstagabend nur Japan auf die Seite der USA. Der Vorstand der Weltbank traf unterdessen noch keine Entscheidung über die Zukunft von Wolfowitz. Dieser verteidigte sich bei der Sitzung am Dienstagabend massiv gegen den Vorwurf der Günstlingswirtschaft, wie aus Washington zu vernehmen war.

Überhöhtes Gehalt für Lebensgefährtin ausgehandelt

Wolfowitz wird vorgeworfen, bei der Beförderung seiner Lebensgefährtin gegen Richtlinien der Organisation verstoßen und damit eine Führungskrise heraufbeschworen zu haben. Der Vorstand kam am Mittwoch zu weiteren Beratungen zusammen. Dem Weltbankpräsidenten wird vorgehalten, für seine Freundin Shaha Riza ein völlig überhöhtes Gehalt ausgehandelt zu haben. Die Bankangestellte wechselte nach dem Amtsantritt von Wolfowitz ins US-Außenministerium, wird aber weiterhin von der Weltbank bezahlt. Ihr Jahresgehalt stieg von knapp 133.000 Dollar auf zunächst 180.000 Dollar und inzwischen 193.590 Dollar.

Wolfowitz nannte die Vorwürfe "in hohem Grade unfair" und hat wiederholt betont, er habe in gutem Glauben gehandelt. Er habe sich an die Empfehlungen des Ethikausschusses der Bank gehalten und diese befolgt, so gut er konnte. Ein Prüfungsausschuss der Weltbank kam am Montag zu dem Schluss, Wolfowitz habe eindeutig gegen Richtlinien verstoßen. Der Vorstand müsse entscheiden, ob der Präsident noch die notwendige Führungsrolle bei der Bekämpfung der Armut in der Welt einnehmen könne.

AP
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