In Kabul hat heute die politische Führung Afghanistans Abschied genommen von Vizepräsident Hadschi Abdul Kadir, der gestern ermordet wurde. Am Sarg in der Eid-Gah-Moschee der Hauptstadt erwiesen unter anderem Präsident Hamid Karsai und sein Vorgänger Burhanuddin Rabbani dem Toten die letzte Ehre.
Für die Trauerfeier hatte die Regierung starke Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Soldaten und Polizisten säumten den Weg des Sarges zur Moschee in einer der Gegenden der Stadt, die vom Bürgerkrieg in den 80er und 90er Jahren besonders stark verwüstet wurde. Der Sarg war mit einem Tuch aus schwarzem Samt und Blumengebinden bedeckt.
Drei Hubschrauber standen bereit, um die sterblichen Überrest Kadirs und einige Trauergäste nach Dschalalabad zu fliegen, wo Kadir beigesetzt werden soll. Kadir war vor seiner Berufung als Vizepräsident und Bauminister dort Gouverneur gewesen. Er hatte sich vor dem Bürgerkrieg einen Namen im Widerstand gegen die sowjetischen Besatzer und später gegen die Islamisten der Taliban-Bewegung gemacht hatte.
Der Mord an Kadir geschah gestern, als der Vizepräsident und Bauminister seinen Amtssitz verließ. Zwei unbekannten Attentäter lauerten dem Fahrzeug auf. Außer Kadir starb sein Fahrer. Während die Täter mit einem Taxi entkamen, verhaftete die Polizei zehn Mitglieder der Wachmannschaft. Sie sollen dem Mord tatenlos zugesehen haben und sind deshalb in den Verdacht der Komplizenschaft geraten.