Afghanistan Raketen auf Kabul

Trotz schärfster Sicherheitsvorkehrungen sind drei Raketen in Kabul eingeschlagen. Seit Sonntag tagt dort die Loja Dschirga. Sie soll dem Land eine neue Verfassung geben.

Trotz schärfster Sicherheitsvorkehrungen wegen der Großen Ratsversammlung (Loja Dschirga) sind am frühen Dienstagmorgen innerhalb weniger Minuten drei Raketen in Kabul eingeschlagen. Der Sprecher der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF), Jörg Langer, sagte, die Raketen seien nicht in der Nähe des Loja-Dschirga-Geländes detoniert. Der Sicherheitschef Kabuls, General Baba Jan, sagte, es habe keine Toten oder Verletzten bei den Angriffen gegeben.

Die Große Ratsversammlung soll nach 25 Jahren Krieg und Bürgerkrieg eine neue Verfassung für Afghanistan beschließen. Die vor zwei Jahren gestürzten radikal-islamischen Taliban hatten die Bevölkerung und die Delegierten der Loja Dschirga davor gewarnt, an der Verfassung mitzuarbeiten. ISAF-Sprecher Langer sagte: "Wir wussten, dass es Drohungen gibt, das ist eine Bestätigung dafür." Die Sicherheitsmaßnahmen für die Loja Dschirga seien ausgezeichnet und blieben unverändert. ISAF-Spezialisten seien direkt nach den Explosionen ausgerückt, sagte Langer.

Alle Raketen wurden nach Polizeiangaben vom Osten der afghanischen Hauptstadt aus abgefeuert. Nach den Explosionen waren Flugzeuge über der Stadt zu hören. Möglicherweise handelte es sich um amerikanische Kampfflugzeuge vom US-Stützpunkt Bagram nördlich von Kabul. Eine Detonation ereignete sich nach Augenzeugenberichten nahe des Außenministeriums. Die zweite Rakete schlug nach Angaben afghanischer Sicherheitskräfte westlich des von deutschen ISAF-Soldaten beschützten Flughafens ein. Die dritte Rakete detonierte nicht.

Loja Dschirga setzt Beratungen fort

Nach den Raketenangriffen in Kabul hat die Große Ratsversammlung am Dienstag ihre Beratungen über eine neue Verfassung für Afghanistan fortgesetzt. Die 502 Delegierten der Loja Dschirga kamen zusammen, um zunächst über Verfahrensfragen bei den anstehenden Debatten über die neue Verfassung zu diskutieren. Vor Beginn der Versammlung kreisten US-Militärhubschrauber über dem Versammlungsgelände.

Die verfassungsgebende Loja Dschirga tagt seit Sonntag in Kabul. Die Delegierten aus dem ganzen Land sollen eine neue Verfassung für Afghanistan debattieren und verabschieden. Am Montag hatte der Präsident der Loja Dschirga, Sebghatullah Mujadidi, für den Fall eines Scheiterns der Versammlung vor den Konsequenzen für Afghanistan gewarnt. "In einem Land ohne Verfassung werden die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen nicht erfüllt werden", sagte Mujadidi. "Diese Loja Dschirga ist wegweisend für Afghanistan." Inhaltliche Beratungen über die Verfassung wollten die Delegierten am Dienstag beginnen. Die geplante Verabschiedung einer neuen Verfassung gilt nach fast 25 Jahren Krieg und Bürgerkrieg als Meilenstein im Friedensprozess. Die Dauer der Ratsversammlung ist offen.