Algerien Dutzende Tote nach Bombenanschlägen

Bei fast zeitgleichen Terroranschlägen in Algier sind nach offiziellen Angaben mindestens 65 Menschen getötet worden. Die Opferzahl dürfte noch steigen. Das erste Attentat galt dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge, das zweite dem Obersten Gerichtshof.

Bei zwei Autobombenanschlägen in der algerischen Hauptstadt Algier sind am Dienstag mindestens 67 Menschen getötet worden. Diese Zahl wurde in Kreisen des Gesundheitsministeriums genannt. Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen. Experten gingen jedoch davon aus, dass es sich um das Werk der Al-Kaida in Nordafrika handelt.

Eine der beiden Autobomben explodierte vor dem Gebäude des Verfassungsgerichts im Distrikt Ben Aknoun. Bei der zweiten Detonation in der Nähe von Büros der Vereinten Nationen (UN) und einer Polizeistation in Hydra habe es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt, sagte Innenminister Noureddine Yazid Zerhouni. In beiden Gegenden haben zahlreiche westliche Unternehmen ihre Niederlassungen.

Unter den Toten ist nach Angaben der UN auch ein Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Ein weiterer werde vermisst, teilten die UN mit. Noch sei allerdings unklar, wie viele UN-Mitarbeiter insgesamt zu Schaden gekommen seien.

Telefonnetze überlastet

Anwohner liefen in Panik durch die Straßen, Polizeisirenen waren zu hören. Eine mit einem weißen Tuch bedeckte Leiche lag mitten auf der Straße. Zwei Busse brannten. "Ich will meine Familie anrufen, aber es geht nicht. Die Netze sind überlastet", sagte eine Frau in einem Parfümgeschäft. "Es war eine massive Detonation", schrieb ein UN-Mitarbeiter auf der BBC-Website. "Eine meiner Kolleginnen hat ein schwere Kopfwunde - sie blutet stark."

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sprach von einem "barbarischen und durch und durch feigen Akt". Die USA erklärten, sie würden Algerien weiter im Kampf gegen den Terrorismus unterstützen. In Algerien haben mit Al-Kaida verbündete Aufständische in diesem Jahr bereits eine Reihe von Anschlägen verübt. Im April starben bei einem Selbstmordanschlag in Algier 33 Menschen. Bis zu 200.000 Menschen wurden seit Beginn eines Aufstandes 1992 getötet. Damals brach die Regierung eine Wahl ab, um den Sieg einer radikalen Islamistenpartei zu verhindern.

Reuters
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