Allein schon die Haare auf dem Autovelours. Man kann seinem Hund ja sagen, was man will, der bleibt nicht einfach im Fußraum sitzen. Der springt, kaum ist man außer Sichtweite, auf den Beifahrersitz, dann nach hinten, auf die Kindersitze, die Hutablage. Um am Ende, eingerollt zwar, aber dennoch dominant, auf dem Fahrersitz zu liegen. Die Haare von so einem, sagen wir, Parson Jack Russell, bohren sich unerbittlich in den Stoff. Wer hat schon Ledersitze?
Überall also diese Haare. Da reicht ein 50-Cent-Stück für den Staubsauger in der Waschstraße niemals. Da braucht man mindestens zwei. Wer natürlich allergisch ist gegen Hundehaare, dem hilft auch Mr. Washs Sauger nicht weiter. Der braucht einen Neuanfang. Einen peruanischen Nackthund etwa. Das wäre doch auch was gewesen für Familie Obama in Washington. Und obendrein ein schönes Symbol für den Neubeginn im gestörten Verhältnis zwischen den Yankees und Lateinamerika ("So viel Anfang war nie", würde die "Zeit" schreiben).
Bo, das Vorzeit-Handy
Aber nein, ein Portugiese musste es sein. Bo mit Namen. Ein portugiesischer Wasserhund, Vertreter einer fast ausgestorbenen Rasse. Repräsentant eines Landes, dessen ruhmreiche Seefahrertradition im Nebel der Geschichte liegt. Damals, hat uns jetzt Uwe Kopernik vom Deutschen Verband für das Hundewesen aufgeklärt, schwammen Bos Ahnen als eine Art Vorzeit-Handy von Schiff zu Schiff. So in etwa muss man sich die Kommunikation portugiesischer Kapitäne vorstellen, sagt der weltläufige Sprecher des Hundewesensverbandes. Die Wasserhunde fischten auch schon mal Dinge aus den Wellen, die über Bord gegangen waren. Sextanten etwa oder Musketen. Und außerdem halfen Bos Ahnen den Fischern an der Algarve beim Einholen der Netze.
Alles lange her. Die Fischer lauern doch kaum noch im Wasser vor Albufeira, die lauern vor ihren vorgeblichen Frischfisch-Tavernen an Land den Touristen auf. Die portugiesische Küche ähnelt in ihrer Vielfalt ja der griechischen.
Warum bitte, kein Pudel?
Warum also ein Portugiese? Es hätte doch Alternativen gegeben. Sogar deutsche. "Obama fehlte der Mut zum Pudel", sagt Udo Kopernik. Auch der Pudel verliert kaum Haare. Das Fell ist gewellt und gekräuselt, sagt Kopernik, da bleiben die wenigen ausfallenden Haare hängen. Ein Pudel, das wär‘s wirklich gewesen. War Obama nicht kürzlich erst in Baden-Baden?
Eben. Er war nicht in Albufeira. Und sind wir Deutsche nicht so etwas wie Partner in Leadership? Der Pudel wäre auch ein sichtbares Zeichen des US-Präsidenten für das deutsche Engagement in Afhganistan und anderswo gewesen. Und das richtige Omen ("Paradigmenwechsel", würde die "Zeit" schreiben) zur Überwindung der weltweiten Rezession: Der Pudel, das war in den 50er und 60er Jahren der Hund zum Wirtschaftswunder. In der getrimmten und der ungetrimmten Version.
Vertane Chance
Der Pudel - dem Ursprung und Wesen nach ein Jagdhund. Intelligent, verträglich und alles andere als wasserscheu. Der aportierte Enten, dass es die reine Freude war. Und er hat, das weiß Udo Kopernik von Zoologen und Tierärzten, wenig bekannte genetische Defekte. Die Gesundheit spielt doch gerade bei US-Präsidenten und ihrem Umfeld eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Letztlich hätte die Wahl des Pudels beiden Hunderassen geholfen: Der portugiesische Wasserhund, beinahe ausgestorben, hätte sich in Ruhe regenerieren können. 38 wurden 2008 in Deutschland geboren, jetzt gibt es weltauf, weltab einen Run auf die Rasse. Der Pudel, fürchterlich missbraucht durch die Jacob-Sisters, hätte zu alter Stärke zurück gefunden. Gut, der Name Bo wäre ein bisschen doof gewesen. Aber Hans klingt doch auch schön. Barack Obama hat sich anders entschieden. Er ist eben auch nur ein Mensch.