Anschlag in Athen Schüsse auf Residenz des deutschen Botschafters

Steht Griechenland vor einer Rückkehr des Linksterrorismus? Anzeichen gibt es. In der Nacht zu Montag haben Unbekannte die Residenz des deutschen Botschafters in Athen mit Sturmgewehren beschossen.

Schrecken in der Nacht für den deutschen Botschafter in Griechenland, Wolfgang Dold. Gegen 3.30 Uhr Ortszeit gaben Unbekannte am frühen Montagmorgen zahlreiche Schüsse aus Kalaschnikow-Sturmgewehren auf seine Residenz im Athener Vorort Chalandri ab. Verletzte habe es nicht gegeben, sagte ein Polizeisprecher.

Der Polizeibeamte, der die Residenz bewachte, habe von seiner Waffe wegen der gegenüber liegenden Wohnhäuser keinen Gebrauch gemacht, hieß es. Das Gebiet sei von der Polizei weiträumig abgesperrt worden. In den griechischen Medien ist die Rede von mindestens 50 Patronenhülsen, die von der Polizei gefunden wurden. Sechs Personen sollen den Informationen nach festgenommen worden sein. Hinweise auf eine bestimmte Organisation lägen aber nicht vor.

Residenz bereits 1999 Ziel eines Anschlags

Insgesamt vier Täter sollen mit zwei Motorrädern gekommen sein. Sie hätten in die Luft und auf das Gebäude geschossen, das zahlreiche Einschusslöcher aufweise. Die Täter hätten es anscheinend bewusst vermieden, in die Richtung des Wächters zu schießen. Ministerpräsident Antonis Samaras und der Minister für öffentliche Ordnung, Nikos Dendias, sollen bereits mit Botschafter Dold telefoniert haben.

Die deutsche Botschafterresidenz war bereits im Mai 1999 Ziel eines Terroranschlags gewesen. Damals war eine Panzerfaust auf das Haus abgefeuert worden. Zu dem Anschlag hatte sich die Untergrundorganisation "17. November" bekannt. Die Gruppe war von 1975 bis zu ihrer Zerschlagung 2002 aktiv und bekannte sich zu 23 Morden und zahlreichen weiteren Anschlägen.

Hintergrund der Tat könnte aber auch der allgemeine Unmut gegenüber Deutschland sein. Im Zuge der Schuldenkrise in Griechenland ist es in der Bevölkerung wiederholt zu Anfeindungen gegen Deutschland gekommen. Gegner des Reformkurses machen vor allem die Bundesregierung für die harten Sparauflagen verantwortlich, die das Land im Gegenzug für internationale Finanzhilfen zusagte.

Steinmeier verurteilt Anschlag scharf

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat den Anschlag auf die Residenz des deutschen Botschafters in Athen scharf verurteilt. "Das ist ein Vorfall, den wir sehr ernst nehmen. Nichts, aber auch gar nichts kann einen solchen Angriff auf einen Vertreter unseres Landes rechtfertigen", teilte er am Montag in Berlin mit. Er sei sehr froh, dass bei dem Anschlag niemand zu Schaden gekommen sei.

Steinmeier zeigte sich überzeugt, dass es den Tätern nicht gelingen werde, "die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Griechenland und zwischen Deutschen und Griechen kaputt zu machen". Die griechische Regierung habe zugesichert, die Sicherheitsmaßnahmen vor Ort zu verstärken und alles zu tun, damit die Verantwortlichen ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen werden.

DPA · Reuters
kgi/DPA/Reuters

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