Nach den gewaltsamen antijapanischen Protesten der vergangenen Wochen rief Außenminister Li Zhaoxing die Bevölkerung am Mittwoch erstmals öffentlich zur Ruhe auf. Ein Mitarbeiter des Ministeriums deutete überdies an, dass es beim Afrika-Asien-Gipfel am Wochenende in Jakarta zu einem Treffen von Präsident Hu Jintao mit dem japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi kommen könnte.
Annan will vermitteln
Japan müsse helfen, gute Bedingungen für den möglichen Gipfel zu schaffen, sagte der Pekinger Regierungsmitarbeiter. "Für Japan und China ist es sehr wichtig, dass die Staatsspitzen Kontakt halten und im Dialog bleiben." Beide Seiten müssten sich anstrengen, damit wieder eine entsprechende Atmosphäre entstehe.
Zuvor hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan Koizumi und Hu aufgefordert, sich am Rande des Afrika-Asien-Gipfels zu einem Gespräch unter vier Augen zu treffen. Er werde beide in persönlichen Treffen darum bitten, sagte Annan vor seiner Abreise nach Indonesien.
Der chinesische Außenminister Li appellierte an seine Landsleute: "Beteiligt Euch nicht an ungenehmigten Märschen und anderen Aktivitäten. Tut nichts, was unsere soziale Stabilität beeinträchtigt." Zeitungen und Fernsehen berichteten in großer Aufmachung über die Rede. Die Regierung hatte sich zwar schon in der vergangenen Woche ähnlich geäußert. Damals wurden die Appelle indes von den staatlich kontrollierten Medien kaum verbreitet.
Antijapanische Proteste halten an
Noch am Samstag hatte die Polizei in Schanghai zugesehen, wie 20.000 Demonstranten die Fenster des japanischen Konsulats einwarfen und japanische Autos und Restaurants verwüsteten. Im Internet wurde trotz des Regierungsappells auch am Mittwoch weiter zu antijapanischen Protesten am 1. und 4. Mai aufgerufen.
Hintergrund der Aktionen ist die Empörung über die Zulassung eines neuen japanischen Geschichtsbuchs. Darin werden japanische Kriegsverbrechen verharmlost.
Li ließ nicht erkennen, dass sich China wie von Tokio mehrfach verlangt für die Übergriffe entschuldigen könnte. Stattdessen unterstrich er, die Verbesserung der Beziehungen hänge davon ab, dass Japan zu einer "zutreffenden Sicht der Geschichte" finde. Die japanische Haltung habe die nationalen Gefühle des chinesischen Volkes tief verletzt.
Der japanische Regierungschef versprach zwar, sich für eine Verbesserung der Beziehungen einzusetzen. Eine Entschuldigung für die militaristische Vergangenheit seines Landes und die zu dieser Zeit begangenen Verbrechen lehnte er aber ab. "Als Kriegsopfer haben viele Chinesen noch ein belastetes Gefühl gegenüber Japan", sagte Koizumi. "Aber bevor sie Japan daran die Schuld geben, sollten wir gegen die gewaltsamen Ausschreitungen protestieren."
Alexa Olesen/AP