Arabische Liga "Dein Grab wartet auf Dich"

"Das ganze Spektakel erinnert mich an den Desaster-Gipfel von 1990", seufzte eine ägyptische Journalistin. Beim Treffen der Arabischen Liga in Scharm el Scheich sind die mühsam unterdrückten Hassgefühle der arabischen Führer erneut zu Tage getreten.

Beim Gipfel der Arabischen Liga in Scharm el Scheich hat sich die Geschichte wiederholt. Wie damals beim Gipfel nach der irakischen Kuwait-Invasion im August 1990, so sind auch diesmal die ansonsten mühsam unterdrückten Meinungsverschiedenheiten und Hassgefühle der arabischen Führer deutlich zu Tage getreten und haben die Einigung auf eine schlagkräftige Anti-Kriegs-Strategie verhindert. Der Saal des eleganten Golf-Hotels in dem ägyptischen Badeort war Schauplatz wüster gegenseitiger Beschimpfungen.

Zwar verständigten sich die Staatschef bei ihrem Gipfel in dem ägyptischen Badeort auf Drängen ihres Gastgebers, Präsident Husni Mubarak, zum Schluss doch noch auf eine gemeinsame Erklärung. Doch, dass diese einen von den USA angeführten Krieg gegen den Irak verhindern kann, glaubte keiner der Hunderten von arabischen Journalisten. Am Samstag in der Abenddämmerung wollten sie vom Generalsekretär der Liga, Amre Mussa, wissen, weshalb sich die arabischen Führer "nicht wenigstens einmal zusammenraufen können, um das Schlimmste zu verhindern".

"Zutiefst deprimierend"

"Das ganze Spektakel erinnert mich an den Desaster-Gipfel von 1990", seufzte eine ägyptische Journalistin. "Was da eben im Saal abgelaufen ist, finde ich zutiefst deprimierend."

Die erste "Bombe" platzte am Mittag, als die Delegation der Vereinigten Arabischen Emirate im Saal ein Papier verteilte, auf dem das Regime von Präsident Saddam Hussein zum Verlassen des Irak aufgefordert wurde. Nur mit Mühe konnten Mubarak und der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi die empörte irakische Delegation am Verlassen des Saales hindern. "Lächerlich", schnaubte der irakische Außenminister Nadschi Sabri. Den jungen Informationsminister der Emirate, Abdullah Bin Said Al Nahjan, beschimpfte er als "dummes Kind".

Kuwait, Saudi-Arabien und der für die EU anwesende griechische Außenminister Giorgos Papandreou meinten zwar, der Vorschlag der Emirate sei interessant und ein pragmatischer Versuch, die derzeitige Krise zu entschärfen. Doch Syrien, Libyen und andere Staaten, deren Beziehungen zu den USA angespannt sind, erklärten, über so einen Plan, der Tür und Tor für eine Umgestaltung der politischen Landkarte der Region nach den Wünschen der USA öffne, dürfe nicht einmal laut nachgedacht werden.

Nicht der einzige Schock des Tages

Doch der "Exil-Vorschlag" sollte nicht der einzige Schock des Tages bleiben. Am Nachmittag holte schließlich Gaddafi zum großen Wurf aus. Mit Unschuldsmine erklärte er, die Saudis hätten sich, indem sie die US-Truppen ins Königreich geholt hätten, freiwillig von den USA kolonisieren lassen. Das wollte der Kronprinz des islamischen Königreichs, Abdullah Ibn Abdelasis, nicht auf sich sitzen lassen.

Saudi-Arabien sei ein leuchtendes Vorbild für alle muslimischen Staaten, wetterte er und zeigt mit drohenden Zeigefinger auf Gaddafi, der mit seinem orangefarbenen Umhang aus der Runde der mit Anzügen und weißen Gewändern bekleideten Staatschefs und Minister herausstach. "Du bist ein Lügner und Dein Grab wartet schon auf Dich", rief er dem Libyer zu. Schließlich wurden die Fotografen gerufen, um ein Abschiedschiedsbild zu machen, bevor die verfeindeten Führer mit versteinerten Minen in ihre Limousinen stiegen.

DPA
Anne-Beatrice Clasmann