In der syrischen Hauptstadt Damaskus hat es nach Angaben von Oppositionsaktivisten in der Nacht zu Montag schwere Gefechte zwischen Deserteuren und der Armee gegeben. In dem Wohnviertel Masseh, in dem sich mehrere Botschaften sowie Gebäude der Sicherheitskräfte befinden, seien Schüsse und Explosionen zu hören gewesen, sagte Murtada Raschid, ein Sprecher der Oppositionskomitees in Damaskus. Demnach wurden bei den mehrstündigen Gefechten 18 Soldaten der Armee verletzt.
Auch Einwohner von Damaskus berichten von heftigen Gefechten. Sie hörten nach eigener Auskunft im stark gesicherten Bezirk Al-Mezze das Feuer schwerer Maschinengewehre und von Panzerabwehrraketen. Eine Frau, die in der Gegend lebt, berichtete per Telefon von Explosionsgeräuschen. "Sicherheitspolizei hat verschiedene Seitenstraßen blockiert, und die Straßenbeleuchtung wurde ausgeschaltet", sagte sie.
Es habe sich um die schwersten Gefechte im Zentrum von Damaskus seit Beginn des Volksaufstands vor einem Jahr gehandelt, sagte der Leiter der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Masseh liegt unterhalb des Präsidentenpalastes am Rande der Innenstadt von Damaskus. Mitte Februar hatte es in dem Viertel große Proteste gegeben. Nach Angaben Raschids waren auch aus dem östlichen Viertel Kabun Schüsse zu hören.
Aktivisten gehen von mehr als 9000 Toten aus
Die Kämpfe in Damaskus folgten auf ein blutiges Wochenende, an dem bei einer Serie von Anschlägen in der syrischen Hauptstadt und der zweitgrößten Stadt Aleppo Dutzende Menschen getötet worden waren.
Allein am Samstag wurden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana und von Oppositionellen mehr als 30 Menschen bei drei Explosionen in der Hauptstadt in den Tod gerissen. Am Sonntag explodierte ein weiterer Sprengsatz in Aleppo. Oppositionsaktivisten teilten mit, dass drei Menschen getötet und mindestens 25 verletzt wurden. Laut Sana starben ein Mitglied der Sicherheitskräfte und eine Frau, 30 weitere Menschen seien verletzt worden. Wegen der Medienblockade des Assad-Regimes ist eine unabhängige Überprüfung der Meldungen kaum möglich.
Seit fast drei Monaten gibt es in der Krisenregion immer wieder Bombenanschläge auf Institutionen der Sicherheitskräfte. Die Regierung macht Terroristen dafür verantwortlich, die Opposition das Regime selbst. Seit Beginn des Aufstandes gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad am 15. März 2011 wurden nach UN-Schätzungen mindestens 8000 Menschen getötet. Syrische Aktivisten gehen von mehr als 9000 Toten aus.