Der syrische Präsident Baschar el Assad (37) hat sich nicht um die Macht gedrängt. Zwar hatte sich sein Vater Hafis el Assad, der Syrien 30 Jahre lang mit eiserner Faust regierte, für eine dynastische Nachfolge entschieden. Doch als "Thronfolger" war eigentlich der ältere Assad-Sohn Basil vorgesehen, der beim Militär Karriere machte, während Baschar in London Augenmedizin studierte.
Keine Hoffnung auf politischen Frühling
Nach Basils Tod bei einem Autounfall 1994 wurde Baschar nach Syrien zurückbeordert, wo er die militärische Ausbildung im Schnelldurchlauf absolvierte. Nach dem Tod des Vaters am 10. Juni 2000 wurde er mit 97,29 Prozent der Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt. Oppositionelle und Menschenrechtler, die unter Hafis el Assad mundtot gemacht worden waren, hofften nach seinem Amtsantritt auf einen politischen Frühling in Damaskus. Doch nach ersten zaghaften Liberalisierungsschritten und einigen Umbesetzungen in den Ministerium wurde der Einfluss der alten Garde seines Vaters wieder deutlich spürbar.
Im Konflikt mit Israel, das im Sechs-Tage-Krieg von 1967 die syrischen Golan-Höhen besetzt hatte, vertritt Baschar el Assad im Prinzip die Linie seines Vaters. Das heißt: Kein Frieden mit Israel ohne die vollständige Rückgabe des Golan und ohne eine Lösung für die Palästinenser. Baschar el Assad, der wegen seines kompromisslosen Kurses gegenüber Israel in den vergangenen Monaten unter jungen Arabern an Beliebtheit gewonnen hat, ist der Meinung, dass die US-Politik im Nahen Osten von den Sicherheitsinteressen Israels diktiert wird. "Die USA können es (Israel) nicht beherrschen, im Gegenteil, die Israelis sind diejenigen, die sie (die Vereinigten Staaten) durch ihre Lobby kontrollieren", sagte er im vergangenen März in einem Interview. Israel wolle Zwietracht in der arabischen Welt säen und strebe eine Aufspaltung der Region in Kleinstaaten entlang religiöser und ethnischer Grenzen an, meint er.
"Was hat er denn zu sagen?"
Den arabischen Führern wirft er vor, sie spielten Israel und den USA durch ihre Uneinigkeit in die Hände. Vor allem bei den konservativen Monarchen am Golf ist der junge Präsident deshalb sehr unbeliebt. "Was hat der Sohn von El Assad denn zu sagen?", rief einer von ihnen beim Arabischen Gipfel Anfang März herablassend.