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Vor Brexit-Entscheid Farage hatte zweites Referendum gefordert – bei knappem Ergebnis

Ganz knapp, aber die Brexit-Befürworter haben gewonnen – und einer ihrer strahlendsten Sieger ist Nigel Farage. Dumm nur, dass der Rechtspopulist vor einem Monat erklärt hatte, eine Mehrheit von 52 zu 48 für nicht ausreichend zu halten.

In Zeiten des Internets sind Meldungen eigentlich schon nach einem Tag veraltet. Manchmal aber entfalten sie auch erst später ihre ganze Brisanz. Vor einem Monat noch fürchtete der britische Rechtspopulist und Brexit-Gegener Nigel Farrage offenbar eine Niederlage seines Lagers – und kündigte vorsichtshalber schon mal an, in diesem Fall ein knappes Ergebnis nicht gelten lassen zu wollen. In der britischen Zeitung "Mirror" erklärte er am 16. Mai, ein zweites Referendum zu fordern, falls das erste mit einem knappen Sieg der Brexit-Gegner ende. Die Zeitung zitiert ihn mit den Sätzen: "Ein 52:48-Referendum wäre eine für lange Zeit unerledigte Angelegenheit. Falls die Remain-Kampagne mit zwei Dritteln zu einem Drittel gewinnt, ist die Sache beendet."

Das Kuriose: Als Beispiel nannte Farage ausgerechnet ein Ergebnis von 52 zu 48 – in etwa das Ergebnis, das nun auch eingetreten ist. Der letztliche Sieg des Pro-Brexit-Lagers ist mit 51,89 Prozent sogar noch etwas knapper als von ihm beanstandet – aber nun will Farage von einem zweiten Referendum natürlich nichts mehr wissen.

Es ist nicht der einzige Meinungsumschwung des UKIP-Chefs nach der Entscheidung. Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden des Ergebnisses distanzierte er sich von einem zentralen Versprechen der Brexit-Befürworter. In der ITV-Sendung "Good Morning Britain" erklärte er, er könne nicht garantieren, dass wie von ihnen angekündigt 350 Millionen Pfund pro Woche statt an die EU nun an das Gesundheitssystem NHS gingen. Die Brexit-Befürworter hatten vor der Entscheidung massiv mit diesem Versprechen geworben, es auf Busse geschrieben, Werbevideos dazu gedreht, als Flyer verteilt. "Das war einer der Fehler, die die 'Leave'-Kampagne gemacht hat", sagte Farage am Freitag. Er selbst habe damit nicht geworben. "Sie müssen verstehen, dass ich von der Kampagne ausgeschlossen wurde und ich, wie immer, mein eigenes Ding gemacht habe."

car

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