Beim Beschuss durch die Armee sind im Kampfgebiet im Nordosten Sri Lankas nach Angaben der Tamilen-Rebellen binnen eines Tages mehr als 1000 Zivilisten getötet worden. Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) teilten am Dienstag mit, am Vortag seien über 1000 Unbeteiligte gestorben und knapp 2300 weitere verletzt worden. Die Soldaten missbrauchten nach dieser Darstellung tamilische Zivilisten als menschliche Schutzschilde und zur Räumung von Minen. Wer sich dem widersetzt, werde erschossen. Regierung und Armee seien "ernster Kriegsverbrechen" schuldig. Das Militär beschuldigt seinerseits die LTTE, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Nach Informationen der UN-Kinderhilfsorganisation Unicef sind zehntausende Kinder durch den Konflikt in "akuter Lebensgefahr". Sie seien unter den eingeschlossenen Flüchtlingen im Norden der Insel.
Die Rebellen ließen das von der Regierung gestellte 24-Stunden-Ultimatum am Dienstag verstreichen, ohne zu kapitulieren. Die Kämpfer und ihr Anführer Velupillai Prabhakaran hätten auf die "letzte Frist" nicht reagiert, teilte das Militär mit. Die Soldaten seien weiter auf das letzte von den Rebellen kontrollierte Gebiet an der Nordostküste vorgedrungen. Seit Mitternacht sei 10.000 weiteren Zivilisten die Flucht gelungen.
Armeesprecher Udaya Nanayakkara sagte, bereits am Montag seien 39.081 Unbeteiligte über See und über Land aus dem Kampfgebiet geflohen, mehr als je zuvor. Nach Geheimdienstinformationen halte sich der Rebellenführer Prabhakaran immer noch im Kampfgebiet auf. Die Regierung wirft der LTTE vor, die Zivilisten gewaltsam an der Flucht aus dem Kampfgebiet zu hindern. Das Militär verweigert unabhängigen Journalisten und Beobachtern den Zugang zur Krisenregion. Die widersprüchlichen Informationen der Regierung und der Rebellen-Armee lassen sich daher nicht überprüfen.
Nach Militärangaben sind die verbleibenden LTTE-Kämpfer auf einer Fläche von weniger als zwölf Quadratkilometern von Soldaten umstellt. Schätzungen der Regierung zufolge sitzen noch mehrere zehntausend Zivilisten in dem Gebiet fest. Hilfsorganisationen warnen vor einer Katastrophe.
Präsident Mahinda Rajapakse hatte bereits Anfang Februar einen Sieg über die Rebellen-Armee innerhalb von Tagen vorausgesagt. Die LTTE, die auch in der EU auf der Liste der Terrororganisationen steht, kämpft seit 1983 für einen eigenen Staat der tamilischen Minderheit in Sri Lanka. Sri Lankas Armee hat die Tamilen-Rebellen, die einst weite Teile der Insel kontrollierten, auf einen kleinen Streifen Land im Nordosten zurückgedrängt. Die Rebellen kritisieren, die Armee beschieße die Gegend, ohne Rücksicht auf Unbeteiligte zu nehmen.