Unter wachsendem internationalem Druck hat die Regierung in Sri Lanka ihre Luftangriffe und den Einsatz schwerer Waffen im Krieg gegen die eingekesselten Tamilen-Rebellen gestoppt. Ein Sprecher betonte am Montag allerdings, dabei handele es sich nicht um einen von den Befreiungstigern von Tamil Eelam (LTTE) geforderten Waffenstillstand. Die Sicherheitskräfte seien angewiesen worden, den Einsatz von großkalibrigen Geschützen sowie Kampfflugzeugen zu beenden, der zu zivilen Opfern im Kampfgebiet führen könnte.
"Kampfoperationen haben ihr Ende erreicht", hieß es in der Regierungsmitteilung weiter. "Unsere Sicherheitskräfte werden ihre Bemühungen darauf beschränken, Zivilisten zu retten, die (von der LTTE im Kampfgebiet) als Geiseln gehalten werden." Am frühen Montagmorgen waren die Gefechte zwischen der Armee und den eingekesselten Tamilen-Rebellen wieder aufgeflammt. Der im Rebellengebiet arbeitende Arzt Thiyagaraja Sathiyamoorthy sagte per Telefon: "Ich kann Schusswechsel zwischen den beiden Seiten hören." Zivilisten hätten kaum Möglichkeiten, sich in Sicherheit zu bringen.
Die verbleibenden LTTE-Kämpfer sind auf einem kleinen Küstenstreifen im Nordosten der Insel von Truppen umstellt. Der indische Innenminister P. Chidambaram sagte dem Nachrichtensender NDTV am Montag, er verstehe die Ankündigung der Regierung in Colombo als "Ende der Feindseligkeiten" in Sri Lanka.
Die Bundesregierung äußerte sich tief besorgt über die Lage in Sri Lanka. "Wir haben die Befürchtung, dass Zehntausende von Zivilisten in diesem Konflikt bedroht sind", sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Günter Gloser, am Montag. Die Bundesregierung habe ihre humanitäre Hilfe für Sri Lanka um 500.000 Euro auf 4,7 Millionen Euro aufgestockt. Die britische Botschaft in Colombo teilte mit, an diesem Mittwoch würden die Außenminister Großbritanniens, Frankreichs und Schwedens Sri Lanka besuchen. Am Sonntag hatte der britische Premierminister Gordon Brown Sri Lankas Präsidenten Mahinda Rajapakse angerufen und seine Sorge über das Schicksal der Zivilisten ausgedrückt.
Die LTTE hatte am Sonntag einen einseitigen Waffenstillstand verkündet. Die Regierung hatte das als "einen Witz" bezeichnet und die Rebellen erneut zur bedingungslosen Kapitulation aufgefordert. Nach LTTE-Angaben halten sich im Kampfgebiet rund 160.000 Zivilisten auf, die Regierung geht dagegen von etwa 20.000 Unbeteiligten aus. Die Armee wirft den Rebellen vor, die Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und sie gewaltsam an der Flucht zu hindern. Die LTTE kritisiert, die Armee beschieße die Gegend ohne Rücksicht auf Unbeteiligte. Regierungsangaben zufolge konnten bislang mehr als 110.000 Zivilisten aus dem Kampfgebiet fliehen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit Beginn der Regierungsoffensive gegen die LTTE im Januar mehr als 6.500 Menschen ums Leben gekommen. Die Rebellen kämpfen seit mehr als 25 Jahren für einen tamilischen Staat im Norden Sri Lankas.