Bürgerkrieg in Syrien Paris hält Giftgas-Einsatz durch Assad-Truppen für erwiesen

Frankreichs Regierung ist sich sicher: Truppen von Syriens Präsident Assad haben mindestens ein Mal das Giftgas Sarin im Bürgerkrieg eingesetzt. Unterdessen nahm die Armee das umkämpfte Kusseir ein.

Frankreichs Regierung hat "keinen Zweifel" mehr daran, dass das Giftgas Sarin in Syrien mindestens ein Mal durch "das Regime und seine Komplizen" eingesetzt worden ist. Das sagte Außenminister Laurent Fabius dem Fernsehsender France 2 am Dienstagabend und berief sich dabei auf Untersuchungsergebnisse französischer Experten. Kurz zuvor hatte er erklärt, es gebe Gewissheit über den "mehrfachen und örtlich begrenzten" Einsatz von Sarin im syrischen Bürgerkrieg. Dabei ließ er zunächst jedoch offen, welche Seite das Giftgas einsetzte, von dem schon ein halbes Milligramm zum Tod führen kann.

Frankreich stehe in Gesprächen mit seinen Partnern, "und alle Optionen sind auf dem Tisch", fuhr Fabius fort. Noch sei aber nicht entschieden, ob überhaupt reagiert werde und wenn ja, ob dies "auf militärische Weise dort, wo das Gas produziert, wo es gelagert wird", geschehen könnte.

Obama verlangt harte Beweise

Unmittelbar vor Fabius' neuesten Äußerungen hatten die USA noch weitergehende Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen im syrischen Bürgerkrieg verlangt. "Wir müssen die vorliegende Beweislage erhärten (...), bevor wir irgendwelche Entscheidungen treffen können", sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney, am Dienstag in Washington. Dafür seien aber "noch mehr Untersuchungen notwendig". Gemäß den bis dato vorliegenden Informationen aus Paris seien "noch weitere Prüfungen nötig, um feststellen zu können, von wem (das Gas) benutzt wurde, wie viel davon, und unter welchen Umständen".

US-Außenminister John Kerry hatte Anfang Mai gesagt, seine Regierung glaube, dass "starke Beweise" für den Einsatz von Chemiewaffen vorlägen. US-Präsident Barack Obama hatte zuvor den Einsatz von Chemiewaffen als "rote Linie" für ein Eingreifen im Syrien-Konflikt bezeichnet, der "die Spielregeln verändern" würde. Aufgrund dieser Äußerungen Obamas sehen einige Seiten die Vorbedingungen für ein militärisches Eingreifen im syrischen Bürgerkrieg bereits erfüllt.

Armee kontrolliert offenbar Kusseir

Am Morgen meldete das syrische Staatsfernsehen, dass die Armee die umkämpfte westliche Region Kusseir vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Bei der Einnahme seien zahlreiche Rebellen getötet oder festgenommen worden, hieß es in den Berichten. Die nahe der Grenze zum Libanon gelegene Kleinstadt Kusseir war rund ein Jahr von den Rebellen kontrolliert worden. Vor drei Wochen begann dann die syrischen Regierungstruppen mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz eine Offensive zu ihrer Rückeroberung. Eine Bestätigung von unabhängiger Seite gibt es bisher nicht.

Die Kleinstadt Kusseir ist von strategischer Bedeutung, da sie auf dem Weg von der Hauptstadt Damaskus zu den Küstengebieten liegt, die von den mehrheitlich regierungstreuen Alawiten bewohnt sind. Die Rebellen leisteten erbitterten Widerstand. Die Regierungstruppen setzten ungeachtet der Tatsache, dass zehntausende Zivilisten in der Stadt eingeschlossen waren, Kampfflugzeuge, Raketen und Artillerie bei der wochenlangen Belagerung ein. Genaue Angaben zu den Opfern gibt es bisher nicht.

AFP
kng/AFP