Ahnungsloser Staatschef Trump "weiß nicht", ob er sich an die Verfassung halten muss

Ein Mann kniet betend vor Trump nieder
Ein Mann kniet betend vor Trump nieder
© AFP
Donald Trump ist sich nicht sicher, ob er an die Verfassung gebunden ist. Das gab der US-Präsident in einem Interview freimütig zu. Er sei "kein Rechtsanwalt".   

Donald Trump und die US-Verfassung, das sind, möchte man glauben, bestenfalls flüchtige Bekannte. Zumindest fühlt sich der US-Präsident nicht zwingend an die amerikanische Verfassung gebunden. Auf die Frage, ob er glaube, dass er sich an die US-Verfassung halten müsse, sagte der Republikaber in einem Interview des Senders NBC: "Ich weiß es nicht." 

Gegen zahllose Entscheidungen Trumps aus den ersten drei Monaten seiner zweiten Amtszeit gibt es juristischen Widerstand – vor allem gegen seine Migrationspolitik. Der Präsident ist wiederkehrend mit der Frage konfrontiert, ob er sich in jedem Fall an Entscheidungen von Richtern halten wird. Trump sagte, für ihn arbeiteten brillante Anwälte, und die würden natürlich dem folgen, was der Oberste Gerichtshof sage. Seine Juristen interpretierten die Gerichtsentscheidungen aber zum Teil etwas anders. 

Trump beklagte sich einmal mehr, Gerichte im Land hinderten ihn daran, kriminelle Migranten aus dem Land zu schaffen. Doch genau dafür hätten ihn die Amerikaner gewählt. Es gebe Abertausende Kriminelle, die abgeschoben werden müssten, und nicht jeder Fall könne einzeln vor Gericht verhandelt werden, argumentierte der 78-Jährige.

US-Regierung räumt Fehler ein

Für Aufsehen sorgt unter anderem der Fall eines Mannes aus dem US-Bundesstaat Maryland, der aus El Salvador stammt und vor einigen Wochen dorthin abgeschoben wurde. Die US-Regierung räumte in dem Fall einen "administrativen Fehler" ein, bekräftigte jedoch gleichzeitig den Vorwurf, der Mann sei Mitglied einer Bande – was der Betroffene bestreitet. 

Eine Bundesrichterin hat angeordnet, dass die Trump-Regierung den Mann zurückbringen muss. Der Fall landete zwischenzeitlich beim Obersten Gericht der USA. Seitdem gibt es juristisches Gezerre darüber, was weiter geschehen soll. Die US-Regierung macht bislang keine Anstalten, den Mann zurück in die USA zu holen. Auch Trump äußerte sich in dem NBC-Interview ausweichend.

Für den Fall sei die US-Justizministerin Pam Bondi zuständig, sagte der Präsident. Er selbst könne die Rückkehr des Mannes fordern, wenn Bondi dies für legal halte. Doch die Entscheidung, ob der Mann zurückkommen werde, liege am Ende beim Präsidenten von El Salvador.

Trump und die dritte Amtszeit

Zu den Spekulationen, wonach Trump im Widerspruch zur Verfassung eine dritte Amtszeit anstrebt, sagte er, dies habe er "nicht wirklich vor". "Ich habe vor, vier großartige Jahre zu haben und an jemanden zu übergeben – idealerweise einen großartigen Republikaner, einen großen Republikaner, der es fortsetzen kann."

In den vergangenen Wochen hatte der Rechtspopulist mehrfach über eine mögliche dritte Amtszeit gesprochen und gesagt, es gebe "Methoden", mit denen dies möglich sein könnte. In seinem Online-Shop verkauft er seit neuestem Kappen mit dem Aufdruck "Trump 2028" – die nächste Präsidentschaftswahl in den USA findet im Jahr 2028 statt. Auch T-Shirts mit dem Aufdruck "Rewrite the Rules" (Ändert die Regeln) in Anspielung auf die Verfassung sind in dem Fanshop zu finden.

AFP · DPA
tpo