Donald Trump und Covid-19 - dieses Begriffspaar löst an den unterschiedlichen Enden des politischen Spektrums höchst unterschiedliche Assoziationen aus. Während Joe Biden und seine Anhänger das Scheitern der USA beim Kampf gegen die Pandemie klar dem Präsident zuschreiben, bezichtigt der seinen Herausforderer der Panikmache. Und lobt vor den jubelnden Mengen seiner Anhänger die vermeintlichen Errungenschaften seiner Regierung. Doch eine Studie zeigt: Trumps Wahlkampf-Auftritte selbst treiben die Infektionszahlen oft messbar nach oben.
Der Verdacht lag durchaus nahe. Trumps Wahlkampf-Veranstaltungen finden zwar mittlerweile fast alle unter offenem Himmel statt, wichtige Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen von Masken oder das Einhalten eines Mindestabstands sind aber immer noch die Ausnahme. Das liegt sicher auch daran, dass der Präsident selbst immer wieder die Auswirkungen des Virus verharmlost. So hatte er sich darüber lustig gemacht, dass Herausforderer Biden oft Maske trägt und sich selbst als immun bezeichnet. Zudem hatte er sich etwa bei einer Veranstaltung in Ohio darüber aufgeregt, dass die Medien viel zu oft über das Thema berichten würden.
Verdopplung der Neuansteckungen nach Trump-Besuch
Eine ausführliche Untersuchung der Zeitung "USA Today" zeigt nun, dass die Verharmlosungsstrategie Folgen hat. In fünf der 36 Orte, an denen Trump seit August vor seinen Wählern aufgetreten war, sind danach die Infektionszahlen deutlich gestiegen. Die Zeitung verglich dazu jeweils die zwei Wochen vor dem Auftritt mit demselben Zeitraum danach. In Marathon County in Wisconsin waren die Infektionen um ganze 67,3 Prozent nach oben geschossen. Im Schnitt stiegen sie um 28,6 Prozent.
Natürlich sei nicht direkt nachweisbar, dass Trumps Veranstaltung für den Anstieg verantwortlich sei, erklärt die Zeitung. Allerdings gebe es klare Anzeichen dafür. Bis auf eine der Städte lag der Anstieg deutlich über denen des jeweiligen Bundesstaates, im Falle der beiden am stärksten betroffenen Veranstaltungsorte lag die Quote mehr als doppelt so hoch. Nur in einem Fall entsprach die Quote exakt der des Bundesstaates, darunter lag sie nie. Die Untersuchung enthielt zudem nicht alle möglichen Neuansteckungen: Beobachtet wurde nur der direkt besuchte Bezirk. Gäste, die wegen der Veranstaltungen angereist waren und in ihren Heimatstädten als Neuinfektion gemeldet wurden, konnten nicht berücksichtigt werden.
Der am zweitstärksten betroffene Auftritt wurde mittlerweile sogar offiziell als Superspreader-Event deklariert: 16 Neuinfektionen konnten direkt mit dem Besuch der Veranstaltung im Beltrami County von Minnesota in Zusammenhang gebracht werden, zwei der Erkrankten sind mittlerweile sogar ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Gefährlicher Wahlkampf
Wahlkampf-Auftritte gehörten laut Einschätzung der US-Gesundheitsbehörde zu den riskantesten Veranstaltungen. Die Menschen kämen aus unterschiedlichen Orten zusammen, hielten sich auf engem Raum auf. Sprechchöre und laute Jubelrufe würden die Infektionsgefahr erhöhen.
Trumps Herausforderer Joe Biden versucht die Risiken daher so gut es geht zu minimieren. Er zeigt sich oft mit Maske, lädt seine Anhänger häufig zu sogenannten Drive-in-Events, bei denen sie im eigenen Auto vorfahren und es nicht verlassen. Auf den ansteckenden Jubel wird so auch gleich verzichtet: Statt lauter Beifallrufe gibt es bei den Events Hupkonzerte.
Quelle: "USA Today"