Genau ein Jahr nach der Verschleppung des israelischen Soldaten Gilad Schalit gibt es erstmals ein öffentliches Lebenszeichen des 20-Jährigen. Die palästinensische Hamas verbreitete am Montag eine Audiobotschaft, in der Schalit von gesundheitlichen Problemen berichtet. Er müsse in ein Krankenhaus. Der Soldat grüßte seine Familie und äußerte sich enttäuscht über ein mangelndes Interesse der israelischen Regierung an seinem Schicksal. Die Aufnahme wurde auf der Website des militärischen Flügels der Hamas ins Internet gestellt.
Verhandlungen schon mehrmals abgebrochen
Schalit war am 26. Juni 2006 in einer Kommandoaktion von militanten Palästinensern im Grenzgebiet von Israel und dem Gazastreifen entführt worden. Verhandlungen über seine Freilassung wurden bereits mehrfach abgebrochen und verkomplizierten sich noch durch die Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen.
Schalit appellierte an die israelische Regierung, auf palästinensische Forderungen nach einem Austausch zahlreicher Gefangener einzugehen. "So wie ich Eltern habe, Mutter und Vater, so haben tausende palästinensischer Gefangener Mütter und Väter, denen ihre Söhne zurückgegeben werden müssen", erklärte der israelische Soldat. Sein Vater Noam hörte sich die Aufnahme beim Fernsehsender Channel 2 an.
Vater nennt Erklärung "erzwungen"
Offenbar sei die Erklärung seines Sohnes erzwungen, sagte er anschließend. "Ich denke, es ist das gleiche wie bei dem Brief, den sie ihm diktiert haben, und spiegelt nicht seinen wahren Zustand wider", erklärte Noam Schalit. Sein Sohn müsse von einem unabhängigen Arzt untersucht werden, forderte er. Vor der Veröffentlichung der Aufnahme hatten seine Entführer betont, dass es der Geisel gut gehe. "Schalit ist am Leben und wird gut behandelt", sagte ein Sprecher der Volkswiderstandskomitees, einer von drei Gruppen, die den Soldaten verschleppte.
Die Extremisten forderten Schalits Familie auf, den Druck auf die israelische Regierung zu erhöhen, damit diese wie gefordert palästinensische Gefangene im Austausch für die Freilassung des Soldaten auf freien Fuß setzt.