Das schwere Erdbeben in Chile hat die 1743 gegründete Stadt Curicó im Zentrum des Landes besonders hart getroffen. Im historischen Zentrum der 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago gelegenen 100.000-Einwohner-Stadt blieb fast kein Stein auf dem anderen. "Etwa 90 Prozent der Altstadt sind dem Erdboden gleich, das heißt 60 Prozent von Curicó insgesamt", sagt Marcelo Vasquez vom Lokalfunksender Uno. Das Gebäude von Estación Uno ist so stark zerstört, dass die Reporter jetzt mit Hilfe eines Notstromgenerators vom Hauptplatz der Stadt aus senden müssen.
Ein Schild an einem Trümmerhaufen, der einst der hundert Jahre alte Sitz einer einflussreichen Zeitung war, zeugt von der Tragödie: "Das Gebäude der Tageszeitung 'La Prensa' existiert nicht mehr", heißt es da lapidar. Zerstört wurden auch die San-Francisco-Kirche und zahlreiche alte Häuser.
Noch schlimmer sieht es in den südwestlich gelegenen Küstengebieten der Region Maule aus. Nach dem Erdbeben der Stärke 8,8 vor der chilenischen Pazifikküste brach am Samstagmorgen eine 2,3 Meter hohe Flutwelle über die 250 Kilometer von Curicó entfernte Hafenstadt Talcahuano herein. Die Wassermassen spülten einen Trawler auf den Stadtplatz, auch kleinere Schiffe und Fischerboote wurden in die Stadt geschleudert.
Im näher an Curicó gelegenen Badeort Yloca richtete die Flutwelle verheerende Schäden an. "Der Ozean flutete die Häuser. Die Menschen rannten um ihr Leben in höher gelegene Gebiete", beschreibt Sergio Figueroa vom örtlichen Zivilschutz die Katastrophe. Auch ein auf Tournee befindlicher Zirkus wurde überschwemmt. Ortschaften wie Yloca sind in der derzeitigen Sommersaison vollgepackt mit Touristen.
Einige Händler versuchen bereits, Profit aus der desolaten Lage in den Katastrophengebieten zu schlagen. "Ein Kilo Brot kostet jetzt offenbar schon 3000 Pesos (4,4 Euro), das Dreifache des üblichen Preises", empört sich die für Curicó zuständige Gouverneurin Gloria Rojas. Ihren Angaben zufolge kamen in der Region vorläufigen Berichten zufolge mindestens 50 Menschen ums Leben. Landesweit wurden zunächst mehr als 300 Tote amtlich bestätigt. Doch die Behörden sind sich sicher, dass die Totenzahl noch steigen wird.