Im vergangenen Jahr hatten die Mitglieder der Ampel-Koalition den Freedom Day ausgerufen. Wegen Omikron war der aber schnell wieder in Vergessenheit geraten. Doch nun werden erneut Rufe nach Lockerungen laut. Doch die Meinungen darüber, ob Deutschland schrittweise seine Corona-Maßnahmen auslaufen lassen sollte, gehen auseinander. Es sei noch keine Zeit für eine Entwarnung in Deutschland, findet etwa der Virologe Christian Drosten.
Über dieses Thema soll nun am 16. Februar bei einer weiteren Bund-Länder-Runde beraten werden. Beim letzten Treffen hatten sich Bund und Länder darauf verständigt, dass Öffnungsperspektiven entwickelt werden sollten für den Moment, zu dem eine Überlastung des Gesundheitssystems ausgeschlossen werden könne.
Bundesjustizminister Marco Buschmann stellte bereits die Rücknahme vieler Corona-Beschränkungen für März in Aussicht. "Ich hoffe, dass im März viele Schutzmaßnahmen zurückgenommen werden können", sagte er der "Rheinischen Post". Voraussetzung sei, dass wie vom Robert-Koch-Institut (RKI) prognostiziert "ab Mitte Februar die Fallzahlen wieder sinken". Auch dürften nicht kurzfristig neue Virusvarianten auftauchen, die die Lage wieder komplett veränderten.
Lockerungsdebatte, ja – Lockerungen, nein
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte sagte im ZDF-"heute journal up:date" zugleich: "Da wir im Moment eine stabile Situation in den Krankenhäusern haben, ist es, glaube ich, der richtige Zeitpunkt, über Lockerungen zu diskutieren – noch nicht: sie umzusetzen." Das Vorgehen Dänemarks ist für Bovenschulte "ein zu mutiger Schritt". Man brauche Öffnungsperspektiven, aber "mit angemessener Geschwindigkeit". Es gebe ja auch die Gefahr eines Rückschlags.
Auch der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, befürwortete die Lockerungsdebatte, mahnte aber: "Das heißt aber nicht, dass jetzt Öffnungen erfolgen sollen." Lockerungen könne es erst geben, wenn der Scheitelpunkt der Omikron-Welle überschritten sei und man sehe, dass die Krankenhäuser nicht überlastet seien. "Im Moment sieht es gut aus", sagte Gaß der "Rheinischen Post".
Ein zurückhaltendes Vorgehen empfiehlt auch der Virologe Christian Drosten. Im Podcast "Coronavirus-Update" bei NDR-Info verwies der Wissenschaftler von der Berliner Charité am Dienstag auf den zähen Impffortschritt in Deutschland im Vergleich zu Dänemark. Er sehe in den Osterferien eine zeitliche Schwelle und einen "Planungshorizont" für die Entspannung der Corona-Lage. Auch die dann wieder wärmeren Temperaturen dürften sich senkend auf die Inzidenzen auswirken. Ostern ist in diesem Jahr Mitte April.
Und wie sieht es in anderen Ländern Europas aus? Ein Überblick in Bildern.