Frankreich Unruhen weiten sich auf das ganze Land aus

Die Unruhen in Frankreich breiten sich immer mehr aus: In der Nacht zum Sonntag erreichten sie erstmals das Pariser Zentrum. Aus dem ganzen Land wurden Brandanschläge gemeldet.

Die anhaltenden Unruhen in den Pariser Vorstädten haben in der Nacht zum Sonntag erstmals das Zentrum der französischen Hauptstadt erfasst. In der Nähe der Place de la République und in anderen Stadtteilen gingen 28 Autos in Flammen auf. In ganz Frankreich waren es 918 Autos, die von Jugendlichen in Brand gesetzt wurden, wie das Innenministerium am Sonntag mitteilte. Angegriffen wurden auch wieder Geschäfte, Turnhallen, Kindergärten und andere Einrichtungen. Die Polizei nahm 186 Gewalttäter fest.

Ein Schwerpunkt der zehnten Nacht der Gewalt war die Stadt Evreux, rund 100 Kilometer westlich von Paris in der ländlichen Normandie gelegen. Dort wurden mindestens 50 Autos sowie zahlreiche Geschäfte, ein Einkaufszentrum, eine Postfiliale und zwei Schulen angegriffen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Fünf Polizisten und drei Feuerwehrleute wurden verletzt. Brandanschläge wurden aus dem ganzen Land gemeldet, darunter aus Avignon, Nizza, Cannes und Nantes im Süden sowie aus den nördlichen Regionen um Lille und Saint-Dizier.

Kindergarten in Flammen

In Straßburg wurden bereits tagsüber 18 Autos in Brand gesetzt. In Drancy im Département Seine-Saint-Denis bei Paris nahmen Einwohner nach Informationen des Radiosenders France-Info zwei 14-Jährige fest, die einen Brand legen wollten, und übergaben sie der Polizei. Innenminister Nicolas Sarkozy, der die gewaltsamen Jugendlichen als "Abschaum" bezeichnet hat, suchte in der Nacht zum Sonntag Einsatzkräfte in der Region Essonne auf, um der Polizei seine Unterstützung zu bekunden. In der dort gelegenen Ortschaft Grigny ging zum dritten Mal ein Kindergarten in Flammen auf.

In den Vorstädten nordöstlich von Paris setzte die Polizei Hubschrauber mit Beamten ein, die die Gruppen gewaltsamer Jugendlicher aus der Luft filmten. Etwa 2.300 Polizisten waren im Großraum Paris im Einsatz. Die Unruhen begannen am 27. Oktober nach dem Tod von zwei Jugendlichen im Einwandererviertel von Clichy-sous-Bois bei Paris. Diese hatten einen Stromschlag erlitten, als sie sich in einem Trafo-Häuschen vor der Polizei versteckten. Die Polizei hat keine Hinweise auf eine landesweite Koordination der Unruhen. Innerhalb einzelner Städte verständigten sich die gewaltsamen Jugendlichen aber mit Handy und E-Mail.

AP · DPA
DPA/AP