Friedensprozess in Kolumbien Verhandlungserfolg zwischen Farc und Regierung

Kolumbiens Regierung verbucht einen ersten Erfolg bei den Friedensverhandlungen mit den Farc-Rebellen. Der Teufel könnte aber wieder einmal im Detail liegen.

Erster Durchbruch im kolumbianischen Friedensprozess: Nach über sechs Monate langen Verhandlungen hat Kolumbiens Regierung am Sonntag einen wichtigen Erfolg in den Gesprächen mit den Farc-Rebellen vermeldet. Die Einigung auf eine umfassende Agrarreform ebne den Weg für "radikale Veränderungen" auf dem Land, teilten beide Seiten in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Präsident Juan Manuel Santos begrüßte "den fundamentalen Schritt" zur Lösung des 50 Jahre andauernden Konflikts. Doch andere Reaktionen zeigten auch, welch schwere Steine die Unterhändler noch aus dem Weg räumen müssen.

Vor allem der Delegationsleiter der "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) in der kubanischen Hauptstadt Havanna, Luciano Marín, sorgte unmittelbar nach Bekanntgabe der Agrar-Einigung für Ernüchterung. Es gebe immer noch "punktuelle" Differenzen bei dieser Vereinbarung, erinnerte der unter dem Kampfnamen "Iván Márquez" auftretende Farc-Chefunterhändler. Und diese müssten vor Abschluss eines endgültigen Friedensabkommens noch einmal aufgegriffen werden.

Bergbaukonzerne im Fadenkreuz

Damit dürfte vor allem die Kritik der Rebellen am Großkapital gemeint sein. Immer wieder griffen sie in den vergangenen sechs Monaten die in Kolumbien tätigen Bergbaukonzerne an. Auch der Großgrundbesitz ist der linksgerichteten Guerilla ein Dorn im Auge. Sie unterbreiteten bis zu 100, weit über den Rahmen der vereinbarten Friedensagenda hinausgehende Vorschläge zur "Lösung der Agrar-Probleme" Kolumbiens.

Die Regierung wies die Forderungen stets zurück. Sie stimmte lediglich Reformen bei der Landverteilung an Vertriebene und Rebellen zu. Das - in den letzten Jahren durchaus erfolgreiche - Entwicklungsmodell von Privateigentum und Auslandsinvestitionen stehe nicht zur Debatte, sagte Chefunterhändler Humberto de la Calle. Für ihre Ideen könnten die Rebellen später als legale politische Partei mit demokratischen Mitteln kämpfen, fügte er hinzu.

Ob alle Farc-Mitglieder später ein Abgeordnetenmandat anstreben können, bleibt allerdings fraglich. Möglicherweise müssen sich zumindest einige der Führer einem Gerichtsverfahren stellen.

Generalamnestie für Farc-Kommandeure

Die Agrar-Frage ist der erste von fünf Punkten auf der Friedensagenda. Sie gilt als entscheidend für den weiteren Erfolg der Gespräche. Auch die anderen Themen bergen genug Zündstoff und könnten den Prozess jederzeit scheitern lassen.

Ab dem 11. Juni verhandeln beide Seiten über die politische Zukunft der Guerilla. Dabei dürfte auch die Frage einer Generalamnestie für die Farc-Kommandeure für Zwist sorgen. In Kolumbien selbst gilt eine derartige Maßnahme nach fünf Jahrzehnten Konflikt und mehr als 200 000 Opfern als schwer durchsetzbar.

Auch Santos wird dies nicht entgangen sein. Der Staatschef, der 2014 für eine zweite Amtszeit kandidieren will, weiß inzwischen auch, dass er kaum - wie ursprünglich geplant - mit einem Friedensvertrag bis zum Jahresende rechnen kann. Am Sonntag wählte er seine Worte mit Bedacht, als er sich zum Teilerfolg gratulierte: "Wir setzen den Prozess mit Vorsicht und Verantwortung fort", schrieb er im Kurzmitteilungsdienst Twitter.

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Von Isaac Risco, DPA