Fünf Tage nach Beginn der Offensive im Gazastreifen hat die israelische Regierung alle Vorschläge für eine Unterbrechung der Angriffe abgelehnt. Ministerpräsident Ehud Olmert hatte zuvor in der Nacht zum Mittwoch mit Außenministerin Tzipi Livni und Verteidigungsminister Ehud Barak über eine von der EU und dem Nahost-Quartett verlangte Waffenruhe beraten. Anschließend erklärte Olmert, die Bedingungen für einen Waffenstillstand seien derzeit nicht gegeben.
Sein Sprecher Mark Regev betonte: "Der Druck auf die Militärmaschine der Hamas muss aufrechterhalten werden." Eine Feuerpause würde der Hamas nur die Möglichkeit geben, sich neu zu formieren und ihre Bewaffnung zu verstärken. Sollten sich die Umstände verbessern und eine diplomatische Lösung möglich sein, die zur Sicherheit im Süden des Landes beitrage, werde Israel einen Waffenstillstand aber erwägen, zitierte ein anderer Berater Olmert.
Am Mittwochmorgen bombardierten israelische Flugzeuge die Tunnelanlagen entlang der Grenze zu Ägypten. Eine schwere Explosion erschütterte einen Tunnel, durch den eine Kraftstoff-Pipeline geführt hatte. Ein ägyptischer Regierungsbeamter sagte, seit Beginn der Angriffe seien 120 Tunnel zerstört worden. Zuvor gab es mindestens 200 Tunnel, die von der Hamas auch zur Versorgung mit Waffen genutzt wurden. Bei Angriffen auf die Stadt Gaza wurde am Mittwoch ein Büro des Hamas-Regierungschefs Ismail Hanijeh getroffen. Israelische Kriegsschiffe griffen zudem Hamas-Einrichtungen an der Küstenlinie an.
Der für die innere Sicherheit zuständige Behördenchef Yuval Diskin sagte am Mittwoch im israelischen Kabinett, die Fähigkeiten der Hamas zur Fortführung ihrer Herrschaft seien inzwischen erheblich beeinträchtigt. Ihre Waffenfabriken seien vollständig zerstört, fügte Diskin nach Angaben aus Teilnehmerkreisen hinzu.
Seit Beginn der Luftangriffe im Gazastreifen kamen nach palästinensischen Angaben 390 Menschen ums Leben. Etwa 1600 wurden verletzt. Die Hamas gab die Zahl der getöteten Mitglieder ihrer Sicherheitskräfte mit 200 an. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mindestens 60 zivile Palästinenser getötet. Bei den Raketenangriffen auf Israel kamen bisher vier Menschen ums Leben.
Auch wenn die meisten Hamas-Führer in den Untergrund gegangen seien, sei die Regierung weiter funktionsfähig, sagte hingegen Hamas-Sprecher Taher Nunu. Bis Mittwochmittag wurden mehr als zwei Dutzend Raketen und Mörsergranaten vom Gazastreifen auf Israel abgeschossen. Allein fünf schlugen im Großraum der Stadt Beerscheba ein, die 35 Kilometer von Gaza entfernt ist. Ein Geschoss traf eine leer stehende Schule. Wegen der Raketenangriffe wurde der Schulunterricht im Süden Israels eingestellt.
Inzwischen ist die radikal-islamische Hamas nach eigenen Angaben allerdings bereit, Vorschläge zu einer Waffenruhe im Gaza-Streifen zu prüfen. "Wenn wir einen Vorschlag erhalten, werden wir ihn ausloten", sagte Hamas-Vertreter Aiman Taha. "Wir sind für jede Initiative, die ein sofortiges Ende der Aggression bringt und die Blockade völlig aufhebt."
Entlang der Grenze hat Israel unterdessen Truppen und Panzer für eine mögliche Bodenoffensive stationiert. Die Regierung billigte am Dienstag die Einberufung von weiteren 2500 Reservisten, nachdem zuvor bereits 6700 Reservesoldaten zum aktiven Dienst beordert worden waren.
Arabische Liga ruft Palästinenser zu Einigkeit auf
In Kairo berieten die Außenminister der Arabischen Liga über die Lage im Gazastreifen. Der saudiarabische Außenminister Saud al Faisal kritisierte dabei die Spaltung der Palästinenser. Dies erschwere es den arabischen Staaten, eine wirksame Antwort auf die israelischen Angriffe zu entwickeln. "Dieses schreckliche Massaker wäre nicht geschehen, wenn das palästinensische Volk hinter einer Führung vereint wäre", sagte Saud al Faisal. Auch der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, rief die Palästinenser auf, ihre Spaltung zu überwinden. Auf der Tagesordnung der Sonderkonferenz stand ein ägyptischer Vorschlag für einen Waffenstillstand.