Der Irak-Krieg hat nach Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste die Bedrohung durch den Terrorismus nicht verringert, sondern im Gegenteil vergrößert. Die US-Invasion habe zum Entstehen einer neuen Generation islamischer Fundamentalisten beigetragen, heißt es nach einem Bericht der "New York Times" in einer "nationalen geheimdienstlichen Einschätzung", die die Erkenntnisse der 16 US-Spionagebehörden widerspiegelt. Danach hat sich die radikale islamische Bewegung über einen harten Kern von Angehörigen der Terrororganisation El Kaida und verwandte Gruppen hinaus rund um die Erde ausgebreitet.
Erste Einschätzung
Der Zeitung zufolge handelt es sich bei der streng geheimen Analyse um die erste offizielle Einschätzung der globalen Terrorbedrohung seit Beginn des Irakkriegs. Sie weise der US-Invasion eine größere Bedeutung bei der "Anheizung des Radikalismus" zu als dies bisher in Dokumenten des Weißen Hauses geschehen sei. Die Zeitung beruft sich dabei auf Angaben von mehr als ein Dutzend Regierungsbeamten und Experten, die entweder die Endversion des im April fertig gestellten Reports gesehen hätten oder an früheren Entwürfen beteiligt gewesen seien. Der Bericht besage im Kern, dass der Irak-Krieg das Terrorismus-Problem insgesamt schlimmer gemacht habe, wurde ein Beamter zitiert.
Eine neue Generation von radikalen Muslimen sei entstanden. Inzwischen gebe es zahlreiche Islamisten-Zellen, die zwar von der Terrororganisation Al-Kaida inspiriert worden seien, aber keine direkte Verbindung mehr zu deren Anführer Osama bin Laden oder seinen Vertretern hätten, zitierte die "New York Times" aus der vertraulichen Analyse des National Intelligence Estimate (NIE). Diese Terror-Zellen würden immer wieder aufs Neue entstehen. Verantwortlich für die Verbreitung der Idee eines "Heiligen Krieges" - verstärkt auch über das Internet - sei der Irakkonflikt. Überhaupt habe die Terror-Gefahr seit den Anschlägen vom 11. September 2001 zugenommen.