Griechenland Erst Krawalle, jetzt Streiks

Griechenland kommt nicht zur Ruhe: Kaum sind die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei abgeflaut, legen Gewerktschaften mit Streiks das Land lahm. In der Nacht war die Polizei härter gegen die Gewalttäter vorgegangen, ein Beamter feuerte einen Warnschuss ab.

Nach tagelangen schweren Krawallen müssen sich die Griechen auf Beeinträchtigungen durch landesweite Streiks einstellen. Wegen möglicher Ausschreitungen werde es nur eine zentrale Kundgebung und keinen Demonstrationszug durch die Straßen Athens geben, teilten die Gewerkschaften mit. Zu dem Streik hatten bereits vor zwei Wochen die zwei größten Gewerkschaften aufgerufen. Sie protestieren gegen die Lohnpolitik der konservativen Regierung.

Wegen des Ausstands kommt es seit dem frühen Morgen zu Beeinträchtigungen vor allem im Bereich Verkehr. Es gibt bis Mitternacht keine Flüge weil die Fluglotsen streiken und der griechische Luftraum komplett geschlossen bleibt. Gestrandete Reisende gab es jedoch nicht, da die Fluglinien bereits seit Tagen keine Buchungen mehr annahmen und ihre Kunden benachrichtigt hatten. Zudem bleiben die Schulen und die Ministerien geschlossen. Hotels und Taxis werden dagegen nicht bestreikt.

Nach drei Nächten mit brennenden Geschäften und schweren Verwüstungen kam es trotz verschärfter Sicherheitsmaßnahmen auch am Dienstagabend sporadisch zu weiteren Ausschreitungen in Athen. Rund 50 Randalierer zündeten Mülltonnen im Stadtteil Nea Smyrni an. Ein Polizist, der sich bedroht fühlte, feuerte nach Angaben der Polizeidirektion einen Warnschuss in die Luft ab. Augenzeugen sprachen im Fernsehen von mindestens sieben Warnschüssen. Verletzt wurde niemand.

Auch nahe der Polizeidirektion von Athen sowie vor dem Polytechnikum kam es zu Krawallen. Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein, um die Randalierer auseinanderzutreiben. Autonome zerstörten in der Hafenstadt Thessaloniki eine Bankfassade. Auch in der westgriechischen Hafenstadt Patras kam es vorübergehend zu Ausschreitungen mit Steinwürfen.

In Patras organisierten Ladenbesitzer eine Art Bürgerwehr. Mit Schlagstöcken und Eisenstangen bewaffnet wollten sich die Geschäftsleute den Randalierern entgegenstellen, wie der griechische Rundfunk berichtete. Im Vergleich zu den Krawallen vom Vortag konnte die Polizei diesmal die Randalierer besser in die Schranken weisen, hieß es im Fernsehen.

Am Morgen flauten die Krawalle ab. Es sei sie ruhigste Nacht seit Ausbruch der Ausschreitungen am Samstagabend, berichtete das Staatsradio. "Seit 2 Uhr hatten wir keinen Zwischenfall", teilte am Mittwochmorgen die Polizei in Athen mit. Auch in Thessaloniki und Patras hat sich die Lage entspannt. Laut ersten Schätzungen der Wirtschaft entstanden durch die mehrtägigen Krawalle Schäden von mehr als einer Milliarde Euro.

Nach wie vor herrscht Unklarheit über den genauen Hergang der Ereignisse, die zum Tod des 15-Jährigen führten. Der Polizist, der den tödlichen Schuss abgefeuert haben soll, bekräftigte, er habe Warnschüsse abgefeuert, von denen einer als Querschläger den Jungen getroffen habe. Klarheit darüber soll die ballistische Untersuchung der Kugel bringen. Mindestens drei Augenzeugen sagten im Fernsehen, der Polizist habe direkt auf den Jungen gezielt und geschossen.

DPA
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