Griechenland Schüler starb offenbar durch Querschläger

Der 15-jährige Alexandros Grigoropoulos, dessen Tod die Krawalle in Griechenland ausgelöst hatte, ist möglicherweise doch einem Unfall zum Opfer gefallen. Einem ballistischen Gutachten zufolge wurde der Schüler von einem Querschläger getroffen. Augenzeugen hatten zuvor berichtet, ein Polizist habe den Jungen gezielt in die Brust geschossen.

Der 15-jährige Alexandros Grigoropoulos ist einem ballistischen Gutachten zufolge bei der Konfrontation mit einer Streifenwagenbesatzung am Samstag von einem Querschläger aus der Dienstwaffe eines Polizeibeamten tödlich getroffen worden. Das teilte ein Anwalt der beiden Polizisten, Alexis Cougias, am Mittwoch in Athen mit.

Das Gutachten stütze die Angaben der Beamten, dass sie Warnschüsse abgegeben und nicht direkt auf den Jugendlichen gezielt hätten. Das Untersuchungsergebnis wurde zunächst nicht von den Behörden veröffentlicht. Einer der beiden Polizisten ist des Mordes, sein Kollege der Mittäterschaft beschuldigt worden.

Unterdessen ist es am Mittwoch während des Generalstreiks in Griechenland erneut zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Die Randalierer lösten sich aus einer friedlichen Demonstration von mehr als 15.000 Menschen heraus und warfen mehrere Molotow-Cocktails und Steine auf die Polizei vor dem Parlamentsgebäude. Die Polizei setzte massiv Tränengas und Schlagstöcke ein, um die rund 300 Randalierer auseinanderzutreiben, wie Augenzeugen berichteten.

Zunächst hatte es so ausgesehen, als ob sich die Lage in Griechenland am Mittwoch etwas entspannen würde. Es sei sie ruhigste Nacht seit Ausbruch der Ausschreitungen am Samstagabend gewesen, berichtete der staatliche Rundfunk. "Seit 2 Uhr früh hatten wir keinen Zwischenfall", teilte die Polizei in Athen mit. Auch in Thessaloniki und der Hafenstadt Patras beruhigte sich die Lage. Viele Läden, deren Schaufenster und Fassaden zerstört wurden, blieben aber auch am Mittwoch noch geschlossen.

Das Land kam dennoch nicht zur Ruhe. Wegen eines Generalstreiks, der schon vor Ausbruch der Krawalle ausgerufen worden war, kam es seit dem frühen Morgen zu Beeinträchtigungen im Verkehrsbereich. Bis Mitternacht wurden alle Flüge gestrichen, weil die Fluglotsen streiken. Die Reisenden waren jedoch vorgewarnt, und Fluglinien hatten bereits seit Tagen keine Buchungen mehr angenommen, so dass es auf den Flughäfen kein Chaos gab.

Zudem blieben am Mittwoch die Schulen und die Ministerien geschlossen. Hotels und Taxis wurden dagegen nicht bestreikt. Die Gewerkschaften wenden sich damit gegen die Lohnpolitik und Reformen im Rentensystem der konservativen Regierung unter Ministerpräsident Kostas Karamanlis.

Mehrere Tausend Demonstranten in Athen

Um die Mittagzeit versammelten sich mehrere Tausend Demonstranten im Zentrum Athens und forderten außer besseren Löhnen auch die Bestrafung der Verantwortlichen für den Tod des 15-Jährigen am Samstag. "Wir wollen keine Polizeigewalt. Die Verantwortlichen müssen hart bestraft werden", skandierten die Demonstranten.

Die Opposition fordert inzwischen den Rücktritt von Karamanlis, dessen Regierung im Parlament nur die hauchdünne Mehrheit von einer Stimme hat. "Die Regierung kann die Krise nicht bewältigen, und sie hat das Vertrauen des griechischen Volkes verloren", erklärte der sozialistische Parteichef Georgios Papandreou.

AP · DPA · Reuters
DPA/AP/Reuters