Großbritannien Blair fordert Zurückhaltung der Medien

Der britische Premierminister Blair fordert Medien und Politik auf, sich mit Spekulationen über den Tod des Regierungsberaters David Kelly zurückzuhalten.

Der britische Premierminister Tony Blair hat den offenkundigen Tod des Regierungsberaters David Kelly als "absolut schreckliche Tragödie" bezeichnet. Blair rief heute Medien und Politiker dazu auf, "Respekt und Zurückhaltung" zu zeigen, solange die Umstände des Todesfalls untersucht werden. Der Regierungschef äußerte sich während seines Besuchs in Japan.

Der 59-jährige Berater des Verteidigungsministeriums war im Zusammenhang mit einem BBC-Bericht über ein umstrittenes Irak-Dossier unter Druck geraten. Acht Kilometer vom Haus des Irak-Experten in Southmoor bei Oxford entfernt fand die Polizei am Freitag eine Leiche, die aussehe wie der Vermisste David Kelly. Die offizielle Identifikation stand zunächst noch aus. Kelly war am Donnerstag von einem Spaziergang nicht zurückgekehrt.

Blair: Kellys Tod eine "schreckliche Tragödie"

Kelly hatte eingeräumt, mit dem BBC-Reporter Andrew Gilligan gesprochen zu haben. Gilligan ist der Autor des umstrittenen BBC-Berichts vom 29. Mai. Darin hieß es unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle, Blairs Kommunikationschef Alastair Campbell habe für das Dossier vom September Geheimdienstinformationen manipuliert. Er habe auf die Aussage bestanden, der Irak sei binnen 45 Minuten zum Einsatz von biologischen oder chemischen Waffen bereit. Kelly, ein ehemaliger UN-Waffeninspekteur, hatte erklärt, er glaube nicht, dass er die erwähnte Quelle sei. Die im Bericht erwähnten Vorwürfe habe er nicht erhoben. Auch der Ausschussvorsitzende Donald Anderson sagte am Freitag der BBC, das Gremium sei sich ziemlich sicher, dass es sich bei der Quelle nicht um Kelly gehandelt habe.

Blair würdigte Kelly als einen "feinen Diener der Gesellschaft, der für sein Land viel Gutes getan hat". Er hoffe, dass die Spekulationen bald ein Ende finden. Kellys Familie sprach er sein Mitgefühl aus.