Im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas sind am Samstag drei weitere israelische Geiseln freigelassen worden. Einer von ihnen ist Yarden Bibas, dessen deutsch-israelische Frau und zwei kleine Kinder ebenfalls von Islamisten bei dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt worden waren. Ihr Schicksal ist weiter ungewiss. Das ist über die drei Männer bekannt:
Yarden Bibas, 35 Jahre alt
Bibas wurde bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober aus seiner Wohnung im Kibbuz Nir Oz entführt, getrennt vom Rest seiner Familie. Videobilder zeigten, wie er mit blutigem Kopf von bewaffneten Männern verschleppt wurde. Yarden Bibas' Schwiegereltern Yossi und Margit Silberman wurden bei dem Angriff getötet, als ihr Haus in Brand gesteckt wurde. Seine Söhne Kfir und Ariel – die zum Zeitpunkt ihrer Entführung achteinhalb Monate und vier Jahre alt waren – sowie seine Frau Shiri wurden wie er entführt. Die Kinder waren damit die jüngsten der von der Hamas und ihren islamistischen Verbündeten entführten Geiseln, das Bild von der Verschleppung der Kleinen ging um die Welt, sie wurden in Israel zum Symbol für die Grausamkeit der Islamisten. Nach Angaben der Hamas wurden die Kinder und die Frau im November 2023 bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet, Israel hat das nie bestätigt.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich am Wochenende besorgt über das Schicksal der Deutsch-Israelin Shiri Silberman-Bibas und ihre beiden Kinder. "Wir bangen um sie", erklärte er. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte mit Blick auf die weiterhin verschleppte Frau und die Kinder, für Yarden Bibas gehe "der Hamas-Terror auch in Freiheit weiter".
Zuletzt waren Spekulationen über das Schicksal der Mutter und der beiden Söhne neu entfacht worden. Am 25. Januar sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari, Israel verlange ihre Rückkehr und sei sehr besorgt über ihr "Schicksal".
Vor dem Hamas-Überfall hatten Yarden Bibas und seine Frau geplant, den Kibbuz Nir Oz im Süden Israels wegen der häufigen Raketenangriffe aus dem nahen Gazastreifen zu verlassen. Die Familie wollte auf die von Israel besetzten Golanhöhen ziehen.
Bibas ist von Beruf Schweißer und war laut dem Forum der Geiselfamilien als Genussmensch bekannt, der gutes Essen schätzte und seiner Frau in einem Restaurant in der Toskana einen Heiratsantrag gemacht hatte.
Ofer Kalderon, 54 Jahre alt
Kalderon, der neben der israelischen auch die französische Staatsbürgerschaft hat, wurde ebenfalls aus dem Kibbuz Nir Oz entführt – gemeinsam mit seinem damals zwölf Jahre alten Sohn Erez und seiner damals 16 Jahre alten Tochter Sahar. Die beiden Jugendlichen wurden im Rahmen der ersten Waffenruhe im Gaza-Krieg im November 2023 freigelassen.
Kalderon ist Tischler und laut dem Forum der Geiselfamilien begeisterter Mountainbike-Fahrer. Er verbrachte bereits zwei Geburtstage in der Gefangenschaft der Islamisten.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte am Samstag im Onlinedienst X, er teile die "immense Erleichterung und Freude" der Angehörigen, nachdem Kalderon "nach 483 Tagen unvorstellbarer Hölle" freigelassen worden sei.
Kalderon besitzt neben der israelischen und der französischen Staatsbürgerschaft auch einen portugiesischen Pass. Diesen erhielt er kurz nach der Entführung, im Oktober 2023. Portugiesischen Medien zufolge sollte dies die Verhandlungen zu seiner Freilassung erleichtern.
Keith Siegel, 65 Jahre alt
Der US-Israeli wurde zusammen mit seiner Frau Aviva Siegel aus ihrer Wohnung im Kibbuz Kfar Aza entführt. Aviva wurde während der ersten Waffenruhe im November 2023 freigelassen. Sie schilderte der Nachrichtenagentur AFP den Ablauf des Angriffs: Die Entführer "haben einfach die Tür aufgemacht. Wir saßen da im Pyjama. Sie haben uns einfach mitgenommen (...) auf sehr brutale Art und Weise. Sie haben Keith gestoßen und ihm die Rippen gebrochen." Das Paar hat vier Kinder und fünf Enkelkinder.
In einem von der Hamas am 27. April 2024 veröffentlichten Video ist der Ergotherapeut Siegel zu sehen, wie er in Tränen ausbricht, sein Gesicht versteckt und sagt, er habe Angst.