Er hat es geschafft. Noch einmal wird Hugo Chávez sein Land regieren. Sieben weitere Jahre wird Venezuela von einem siechen Mann regiert werden, der sein Land trotz aller Ölvorräte weiter hat verkommen lassen. Wenn Chávez nicht vor 2019 Opfer seiner Krebserkrankung wird, muss sich sein Volk auf die Fortsetzung der von ihn ausgerufenen bolivarischen Revolution gefasst machen – "bolivarisch", weil "el Comandante" Simon Bolivar, den General und Staatsmann, den Befreier vom Joch der spanischen Besatzung, zu seinem Vorbild erkoren hat.
Wie kann ein Mann, dessen an Rohstoffen reiches Land immer schlechter dasteht, dessen Hauptstadt Caracas inzwischen eine der höchsten Mordraten der Welt aufweist – wie kann ein solcher Mann eine Wahl so eindeutig gewinnen? An Wahlmanipulation, selbst wenn davon einiges in den kommenden Tagen bekannt werden sollte, hat es nicht gelegen. Chávez ist so populär, weil Venezuela über viele Jahre ein Land war, in dem eine Oberschicht es als ihr Privileg sah, den natürlichen Reichtum des Landes zu plündern, um sich Haziendas zu kaufen oder gleich Immobilien im fernen Florida. Ein Land, in dem die Armen mit subventioniertem Benzin nicht viel mehr als ein paar Brosamen abbekamen.
Bereicherungsprogramm für Chávez-Genossen
So hat Hugo Chávez 1998 zum ersten Mal die Wahl gewonnen. Und sich seither als Volkstribun präsentiert. In seinen ewig dauernden TV-Sendungen erklärt er dem Volk die Welt. Und die ist einfach gestrickt: Feinde sind alle, die seinen großspurigen Visionen von einem Latino-Sozialismus nicht folgen, allen voran die USA. Freunde sind jene, die den Reichtum umverteilen. Dass in Wahrheit auch in Venezuela die Umverteilung vor allem ein Bereicherungsprogramm der Chávez-Genossen ist, allen voran seiner Familie und Kumpanen aus der Heimatprovinz Barinas, dass Korruption und Kriminalität mehr denn je zum Alltag geworden sind, hat den Wahlsieg des 58-jährigen nicht verhindern können.
Sein größtes Glück nämlich ist, wie dramatisch der Ölpreis in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Von zehn Dollar pro Barrel im Jahr 1998 auf heute mehr als hundert Dollar. Damit gelang es seiner Regierung tatsächlich, die Armut im Lande zu reduzieren. Aber auch das waren nur Brosamen im Vergleich zu dem Geld, das sich Chávez Parteigänger haben sichern können.