Wir beginnen mit einem verwirrenden Fakt: Ein Caucus ist keine Vorwahl. Beides ist aber eine Art Abstimmung, um den US-Präsidentschaftskandidaten küren. Am Montag beginnt offiziell die Phase, in der die Parteien ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin bestimmen. Das findet ausgerechnet in einem wenig repräsentativen Bundesstaat statt: dem beschaulichen und mehrheitlich weißen Iowa.
Warum ist der Iowa Caucus wichtig?
Iowa ist der Auftakt des US-Wahlkampfs, bevor die Republikaner bei ihrem Parteitag im Juli offiziell ihren Präsidentschaftskandidaten küren. Wer diese erste Entscheidung gewinnt, erhofft sich einen Vorteil für die kommenden Abstimmungen. Das kostet Geld: Von 258 Millionen US-Dollar, die die Republikaner in diesem Wahlkampf bisher für Fernsehwerbung ausgegeben haben, flossen 100 Millionen Dollar nach Iowa. Das berichtet der Radiosender "NPR".
Die Statistik begründet die erheblichen Kosten nur bedingt. Lediglich drei spätere Präsidenten – Jimmy Carter, George W. Bush und Barack Obama – konnten den Iowa Caucus ihrer Partei für sich entscheiden. Der amtierende Präsident Joe Biden wurde dort 2020 Vierter.
Wer kandidiert in Iowa?
Derzeit stehen bei den Republikanern noch fünf Bewerber zur Auswahl: Ex-Präsident Donald Trump, der in den Umfragen weit vorne liegt, Floridas Gouverneur Ron DeSantis und die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley. Außerdem der Unternehmer Vivek Ramaswamy sowie der ehemalige Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson. Aktuellen Erhebungen zufolge dürften die beiden Letzteren allerdings keine nennenswerten Chancen haben.
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In der Demokratischen Partei ist die Sache eindeutiger. Da mit Joe Biden ein amtierender Präsident seine Kandidatur erklärt hat, dürfte sich die Partei hinter ihm versammeln. Neben Biden haben die Autorin Marianne Williamson sowie Dean Phillips eine Bewerbung eingereicht. Phillips ist ein Abgeordneter aus Minnesota. Beide gelten als nahezu chancenlos.
Wie funktioniert die Abstimmung?
Die Joe Biden-Wählerschaft bitte nach links, für Marianne Williamson nach rechts, Dean Phillips-Begeisterte platzieren sich bitte auf der Bühne! Die Ortsangaben sind in diesem Fall willkürlich gewählt. Doch verdeutlicht dieses Beispiel tatsächlich, wie der Iowa Caucus im Gegensatz zu anderen Vorwahlen abläuft.
Bei einer einfachen Vorwahl wird per Wahlzettel oder -brief abgestimmt, ausgezählt und der Gewinner oder die Gewinnerin verkündet. Bei einem Caucus versammeln sich Parteiangehörige in Schulen, Turnhallen oder anderen öffentlichen Orten. Dann wird für jede kandidierende Person ein Vertreter oder eine Vertreterin bestimmt, die die Person in einer kurzen Rede anpreist. Anschließend stimmen die Anwesenden ab.
Bis 2020 versammelten sich die Demokraten tatsächlich physisch in einer Ecke des Raumes, wie im anfänglichen Beispiel. Abgestimmt wurde häufig mit den Füßen, mit Rufen oder mit Karten – so lange, bis die Mehrheitsverhältnisse eindeutig waren.
Weil es bei der letzten Abstimmung durch einen Softwarefehler zu massiven Verzögerungen kam, wird die Abstimmung der Demokraten dieses Jahr anders ablaufen. Parteiangehörige versammeln sich zwar um zu diskutieren, stimmen jedoch hinterher per Brief ab. Die Ergebnisse werden am 5. März verkündet, dem sogenannten "Super Tuesday", an dem 16 Bundesstaaten und Territorien für Kandidaten abstimmen.
Warum so umständlich?
Was klingt wie ein Relikt aus dem 18. Jahrhundert gibt es tatsächlich erst seit den 1960ern, berichtet unter anderem "Axios". In Zeiten des Vietnamkriegs hatten viele Menschen in Iowa demnach das Gefühl, wenig Mitspracherecht bei politischen Themen zu haben. Diese Art der Abstimmung sollte die Bevölkerung zusammenbringen und zum Austausch mit ihren Kandidaten animieren.
Weil durch die Änderung neue Dokumente in den mehr als 1600 Wahlbezirken Iowas gebraucht wurden, wurde die Abstimmung vorverlegt, damit die Wahl spätestens im Juni beendet war und die Parteien ihren Kandidaten bestimmen konnten. Die demokratische Partei hielt 1972 den ersten Caucus in Iowa ab, die Republikaner zogen 1976 nach und legten ihren Caucus auf den gleichen Tag.
Wer hat die besten Chancen, Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden?
Donald Trump. Daran scheinen auch die insgesamt sechs Gerichtsprozesse derzeit nichts zu ändern. Laut dem Meinungsforschungsportal "FiveThirtyEight" versammeln sich hinter Trump etwa 52 Prozent der Republikaner in Iowa. Hinter ihm folgen, weit abgeschlagen, Nikki Haley mit 17 Prozent und Ron DeSantis mit knapp 16 Prozent. In den nationalen Umfragen führt Trump sogar mit rund 60 Prozent.
Spannend würde es wieder werden, falls der ehemalige Präsident in einigen Bundesstaaten vom Wahlzettel gestrichen würde. Gerichte in Colorado und Maine hatten so entschieden, weil Trump in einem Verfahren Verschwörung vorgeworfen wird. Der Fall liegt derzeit beim Supreme Court. (Mehr zu den Gerichtsverfahren lesen Sie hier.
Quellen: "NPR", Axios, FiveThirtyEight