Während die Zahl der im Irak ums Leben gekommenen US-Soldaten die Schwelle von 2000 erreicht hat, wird der Konflikt zwischen diesen beiden Zielen zunehmend schroffer. Niemand kann in Washington heute sagen, wann ein Truppenabzug aus dem Irak einsetzen kann - oder wie hoch die Zahl der amerikanischen Todesopfer noch steigen wird. George W. Bush spricht nur in allgemeinen Wendungen davon, dass die Mission abgeschlossen, der Kurs gehalten werden müssen. Die Truppen würden nach Hause kommen, wenn die irakischen Streitkräfte selbst für Sicherheit sorgen könnten. Einen Zeitplan für den Ausstieg zu nennen, hat Bush stets abgelehnt. Damit würde man nur den Terroristen in die Hände spielen, begründet der Präsident seine Weigerung.
Zustimmung für die Regierung Bush unter 40 Prozent
Aber während die Selbstmordattentäter immer neue Ziele bei internationalen Truppen und Einrichtungen der irakischen Regierung angreifen, wird der Ruf nach einem Plan für den Ausstieg unter Kongressabgeordneten immer lauter. Für sich genommen ist der 2000. Tod eines US-Soldaten im Irak nicht tragischer als jeder andere Todesfall zuvor. Für die Regierung könnte das Überschreiten dieser Schwelle aber neue Probleme mit sich bringen. Die Zustimmung für die Regierung Bush ist auf unter 40 Prozent gesunken und hat damit die niedrigsten Werte seit Beginn der Amtszeit erreicht. Der Anteil der Befragten, die der Meinung sind, dass sich das Land in die falsche Richtung entwickle, liegt bereits bei 66 Prozent. Demokraten wie Republikaner im Kongress haben damit begonnen, Regierung und Streitkräfte unter Druck zu setzen.
Irakische Regierung unfähig den politischen Kampf zu gewinnen
"Wir sollten erkennen, dass die meisten Amerikaner eine Strategie für den Ausstieg aus dem Irak wollen", sagte der republikanische Senator Richard Lugar der Außenministerin Condoleezza Rice bei einer Anhörung im Senat. "Selbst wenn ein Zeitplan für den Abzug unklug erscheint, weil dies dem Aufstand einen strategischen Vorteil verschaffen könnte, benötigt das amerikanische Volk ein umfassendes Verständnis der Grundlagen, auf denen unsere Truppen nach Hause kommen können." Abgeordnete und Fachleute vermuten, dass die politischen Hürden im Irak höher sein könnten als die militärischen. Aber Bush wirbt für die Fortschritte der jungen Demokratie im Irak, verweist auf die erfolgreiche Parlamentswahl im Januar und das Verfassungsreferendum in diesem Monat.
Nach einem Besuch im Irak sagte der demokratische Senator Jack Reed, das Schlüsselproblem bestehe darin, dass die irakische Regierung einfach nicht die Fähigkeit habe, um das Land voranzubringen. "Die militärischen Führer werden Ihnen sagen, dass dieser Kampf nicht durch militärische Stärke gewonnen wird", erklärte Reed. "Das ist ein politischer Kampf." Das Leben der Bevölkerung könne sich nur verbessern, wenn es die zivilen Experten gebe, die kompetent genug seien für den Wiederaufbau, den politischen Prozess und die Bildungsreform.
Irakische Truppen benötigen US-Unterstützung
Einige US-Kommandeure messen den Erfolg der Entwicklung an der Zahl der irakischen Sicherheitskräfte, die so gut ausgebildet und ausgerüstet sind, dass sie die Aufgaben der US-Truppen übernehmen können. Anfang dieses Monats wurde diese Zahl mit 206.000 angegeben. Inwieweit sie US-Einheiten tatsächlich ersetzen können, ist jedoch umstritten. Der Kommandeur der US-Truppen im Irak, General George Casey, löste kürzlich im Kongress Stirnrunzeln aus, als er sagte, dass nur ein irakisches Battalion in der Lage sei, ohne US-Unterstützung eine Offensive zu führen. Ein paar Monate vorher war noch von drei Heeresbataillonen die Rede gewesen. Trotz der steigenden Zahl von Todesopfern seien die amerikanischen Soldaten entschlossen, den Einsatz weiterzuführen, sagt der Kommandeur der US-Truppen in Bagdad, Generalmajor William Webster. "Wenn Sie mit den jungen Soldaten da draußen sprechen, die den Kampf ausfechten, dann wollen sie, dass wir diese Mission zu Ende führen."