Irak Salonfähiges Söldnertum

Der Tod eines südafrikanischen Söldners in Irak wirft ein Schlaglicht auf eine prosperierende Branche. "Kommerzielle Militärdienstleister" machen nach Schätzungen weltweit einen Umsatz im dreistelligen Milliardenbereich.

Francois Strydom hatte sein Handwerk in der berüchtigten Koevoet-Sondereinheit der Apartheid-Armee Südafrikas gelernt. Im Irak waren seine Fähigkeiten gefragt. Als Angestellter der privaten militärischen Sicherheitsfirma SAS International war er dort mit anderen Südafrikanern für Objektschutz zuständig, bis ihn am 28. Januar vor Bagdads "Shaheen"-Hotel eine Bombe zerriss, die den dort wohnenden irakischen Arbeitsminister nur knapp verfehlte. Die Schockwellen des Anschlags setzten sich in den Medien seiner Heimat fort. Sie entdeckten, dass sich angeblich 1500 Söldner vom Kap über die Gesetze ihrer Heimat hinweggesetzt und im Irak verdingt haben.

Die einst im Buschkrieg trainierten Südafrikaner stellen nach diesen Berichten mit den USA und Großbritannien im Irak das größte Kontingent "kommerzieller Militärdienstleister". Viele von ihnen sind ehemalige Elite-Soldaten, die nach dem Ende der Apartheid am Kap arbeitslos wurden. Andere lockt - vom täglichen Einerlei bei Militär und Polizei frustriert - die Perspektive aufs schnelle Geld. Südafrikas Regierung versucht gerade, eine Ausdünnung ihrer eigenen Sicherheitskräfte zu verhindern.

Söldnertätigkeit ist Südafrikanern verboten

Sie verweist auf die Gesetzeslage. Denn viele Südafrikaner gehen davon aus, dass das Trainieren irakischer Polizisten keine Söldnertätigkeit sei - die ist am Kap seit 1998 verboten. Der für diesen Bereich zuständige südafrikanische Minister Kader Asmal machte jedoch klar: "Jede Art von Dienst in einem Konfliktgebiet wie dem Irak ist illegal, sofern sie nicht genehmigt wurde. Damit sollen Söldnertum und andere ’zivile’ Dienste wie Bodyguard-Tätigkeiten oder das Trainieren von Polizisten unterbunden werden."

Strydoms Tod warf ein Schlaglicht auf eine von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene, aber prosperierende Branche. Deren Geschäft ist nach eigener Formulierung die militärische Sicherheit. Die Leihkrieger sind salonfähig geworden - wenn auch nicht bei den Hilfsorganisationen, die den Einsatz von Söldnern ablehnen. Auch die Vereinten Nationen äußerten sich kritisch - selbst wenn sie nun nach den eigenen Erfahrungen im Irak ihre Position neu überdenken müssen.

"Wogegen Südafrikas Behörden ankämpfen, sind nicht mehr nur ein paar militärische Abenteurer, sondern das Gegenstück des 21. Jahrhunderts zu den Truppen der einstigen Ostindien-Kompagnie: Privatarmeen sehr reicher Unternehmen mit weltweitem Aktionsfeld", befand der südafrikanische Verteidigungsexperte Michael Schmidt. Weltweit wird die verschwiegene Branche von Insidern auf einen Umsatz im dreistelligen Milliardenbereich veranschlagt. Die privaten Ordnungshüter sind längst konzernähnlich gegliedert. Über verzweigte Firmen bieten sie in gepflegter Marketing-Sprache Dienstleistungen rund um Sicherheit, Wirtschaftsaufklärung und Feindanalysen an.

Das hässliche Landsknecht-Image passt nicht mehr

Das hässliche Landsknecht-Image passt da nicht mehr. Mit den wilden Söldnerhorden, die in den 60er Jahren Dörfer plünderten, Afrikaner abschlachteten oder Frauen vergewaltigten, wollen sie nichts mehr gemein haben. Sie trainieren als Sicherheitsberater fremde Truppen, übernehmen Logistikaufträge und beschützen Pipelines oder Politiker, sitzen aber auch mitunter im Kampfhelikopter-Cockpit.

Der Südafrikaner Carl Alberts hatte deswegen gerade Scherereien mit der Justiz seines Landes. Sie verurteilte den Militärpiloten zur Zahlung von 20 000 Rand (2400 Euro), weil er sich als Söldner im westafrikanischen Krisenland Elfenbeinküste verdingt hatte. Bei einem geschätzten Monatssold von 10 000 Dollar dürfte ihn der Betrag nicht schwer treffen. Mit einer Geldstrafe kam auch der aus Frankreich eingewanderte Richard Rouget davon. Für die Söldner-Anwerbung im Auftrag der Elfenbeinküste musste er 100 000 Rand Strafe zahlen.

DPA
Ralf E. Krüger