Der Regierungschef war galant wie immer. Am Tag nach einem gemeinsamen Fernsehauftritt schickte Silvio Berlusconi der schönen Moderatorin Virginia Sanjust di Teulada Blumen. Als die 26-Jährige per Brief mit ihrer Handynummer antwortete, zögerte Berlusconi nicht anzurufen. Doch was Sanjust und der italienische Premier als Beginn einer Freundschaft darstellen, sieht der frühere Ehemann der Schönen eher als heiße Liebesaffäre. Berlusconi habe die Frau in seinem Regierungssitz mit Juwelen verführt und ihr zu einer Wohnung am romantischen Campo de' Fiori in Rom verholfen, klagt der ehemalige Geheimagent Federico Armati.
Immer wieder hat Berlusconi in der Vergangenheit mit Frauengeschichten auf sich aufmerksam gemacht. Dieses Mal geht es aber um strafrechtlich relevante Vorwürfe. Denn Armati will nachweisen, dass Berlusconi seiner Ex-Frau auch einen lukrativen Beratervertrag der Regierung anbot. Das Magazin "Espresso" druckte am Wochenende einen Regierungserlass von Ende 2003 ab, der das belegen soll.
Anwälte reagieren gelassen
Die Anwälte Berlusconis reagieren gelassen. Das Dekret sei nicht angewendet worden, Sanjust habe keinen Cent von der Regierung erhalten, so die Rechtsberater des Premiers. Es habe niemals sexuelle Kontakte zwischen Sanjust und Berlusconi gegeben. Und da auch die Staatsanwälte kein Interesse an dem Fall zeigen, wird er juristisch wahrscheinlich folgenlos bleiben. Politisch dagegen ist Berlusconi wieder einmal in der Defensive. Die angesehene Zeitung "La Repubblica" fordert bereits, ein Parlamentsausschuss müsse die Angelegenheit jetzt untersuchen.
Das Liebesleben des Premierministers steht in Italien derzeit im öffentlichen Interesse wie nie zuvor. Für Aufregung im Land gesorgt hatten jüngst bereits öffentlich gewordene Protokolle von Gesprächen zwischen Berlusconi und Agostino Saccà, Direktor des Staatsfernsehens Rai. Die Polizei wollte Saccà eigentlich wegen des Verdachts der Korruption abhören, bekam aber auch mit, wie Berlusconi Ende 2006 mehrmals anrief, um mehrere Frauen für Schauspielkarrieren zu empfehlen. In der vergangenen Woche unterstellte die bekannte italienische Komikerin Sabina Guzzanti der Ministerin für Gleichstellung Mara Carfagna, 32 Jahre alt und ehemaliges Nacktmodell, eine Affäre mit dem Premier.
Berlusconi juristisch abgesichert
Juristisch hat sich Berlusconi mehr als abgesichert. Erst in der vergangenen Woche boxte die Regierungsmehrheit im italienischen Parlament eine rechtliche Immunität für die Inhaber der vier höchsten Staatsämter durch. So kann sich Berlusconi künftig umso stärker auf die privaten Aspekte seiner angeblichen Affären konzentrieren. Welche Konsequenzen seine Ehefrau Veronica aus dem neuerlichen Fall zieht, ist bislang nicht bekannt.