Unmittelbar nach dem Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Donald Trump trat der US-Präsident auf Twitter nach. Deutschland schulde der Nato "eine gewaltige Summe Geld" und die USA müssten für die "schlagkräftige und sehr teure Verteidigung Deutschlands besser bezahlt werden". Das rief den Ex-Nato-Botschafter der USA, Ivo Daalder auf den Plan. Und wo könnte man den US-Präsidenten besser belehren als auf Twitter.
In einer Reihe von Kurznachrichten erklärte er Trump das mit der Nato mal genauer. "Sorry, Mr. President, aber so funktioniert die Nato nicht", beginnt Daalder. Stattdessen, klärt er Trump auf, entscheiden die USA selbst, wie viel sie zur Nato beitragen. Es handle sich nicht um ein "finanzielle Transaktion". Es sei nicht so, dass die Mitgliedsstaaten "bezahlen, damit die USA sie verteidigt".
Zwar stimmt Daalder mit Trump überein, dass Europa mehr für die Nato ausgeben müsste, aber: "nicht als Gefallen (oder Bezahlung) an die USA", sondern, weil "ihre Sicherheit das erfordert". Die vielen Staaten, die im Moment weniger als die angestrebten zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes in den Militäretat pumpen, steigerten ihre Ausgaben derzeit. "Das ist eine gute Sache", schreibt Daalder. Und letztlich sei ein freies und friedliches Europa ein vorrangiges Interesse der USA, denn: "Wir haben in Europa zwei Weltkriege und einen kalten Krieg gekämpft."
Nato-Frage spaltet große Koalition
Merkel hatte US-Präsident Trump am Freitag bei ihrem Besuch in Washington versichert, den deutschen Verteidigungsetat gemäß der Nato-Zusage steigern zu wollen. SPD-Außenminister Sigmar Gabriel hingegen erteilte dem Zwei-Prozent-Ziel eine klare Absage. Dies sei eine Verdopplung des Wehretats. "In dieser Form werden wir das nicht machen", sagte er. Die Vereinbarung in der Nato sieht vor, dass die Mitgliedstaaten bis 2024 zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für das Militär ausgeben. Dies schaffen bisher nur fünf Nato-Staaten, darunter die USA. Deutschland liegt derzeit bei rund 1,2 Prozent.
