Ihr Vater ist mächtig, aber nicht beliebt. Er führt einen Krieg, in dem junge Frauen und Männer sterben, die so alt sind wie sie. Es kann kein Vergnügen sein, ständig auf diesen Vater angesprochen zu werden. Jenna Bush ist 25, sie hat langes, blondes Haar und trägt einen azurblauen Pullover mit V-Ausschnitt. Sie sitzt bei Diane Sawyer, der News-Lady von "ABC", und gibt ihr erstes Fernsehinterview. Ihr Daddy mache als Präsident der USA "einen großartigen Job", sagt sie. Und der Krieg im Irak sei "offenbar eine komplizierte Angelegenheit", sie weicht der Frage aus, ob sie diesen Krieg für richtig halte. Good girl.
Jenna Bush ist eigentlich hier, um über ein Buch zu reden, das sie geschrieben hat: "Anas Story". Sie erzählt darin die Geschichte der 17-jährigen Ana aus Panama, die ein Baby hat, das sie allein erzieht, und HIV-positiv ist. Aber Jenna Bush kommt natürlich nicht umhin, ein paar Sätze zu George W. Bush zu sagen, sehr diplomatisch. Sie ähnelt ihm im Gesicht, anders als ihre Zwillingsschwester Barbara, die nach Mutter Laura kommt.
Die Bush-Twins waren mal die Party-Girls der amerikanischen Nation; die erste Amtszeit ihres Vaters feierten sie mehr oder weniger durch. Jenna streckte den Agenten vom Secret Service die Zunge raus und wurde zweimal wegen "under-age drinking"verhaftet, hicks. Hübsche Schlagzeilen waren das, aber dann ging es um Daddys Wiederwahl, die Zwillinge gaben adrette Wahlkämpferinnen ab und wurden während seiner zweiten Amtszeit erwachsen.
Jenna arbeitete als Lehrerin an einer Grundschule in Washington, nahm sich eine Auszeit und ging für Unicef nach Latein-Amerika, um über Kinder zu schreiben, die in Armut leben. Und nun sitzt sie hier und spricht über ihr Buch "Anas Story", das gut 300 Seiten hat und sich an Teenager richtet; es enthält kurze Kapitel mit einfachen Sätzen und viele Fotos. "Er stank nach Alkohol und Zigaretten", schreibt Bush, es geht darum, wie Ana vom Freund ihrer Großmutter missbraucht wird. "Seine Augen waren wild wie die eines Pumas im Dschungel."
Jenna Bush tourt jetzt mit ihrem Buch durch die USA, sie reist in 25 Städte, das ist wie Wahlkampf. Zum Auftakt verkündet sie eine gute Nachricht: Miss Bush und ihr Freund Henry Hager haben sich verlobt. "Er ist sehr naturverbunden", sagt Jenna und lächelt, er habe ihr den Heiratsantrag beim Wandern gemacht. Der Präsident sagt, er und seine Frau seien sehr glücklich darüber. Endlich mal eine schöne Nachricht aus dem Weißen Haus.