Wäre Politik ein reiner Beliebtheitswettbewerb, hätte der neue US-Präsident seinen Vorgänger nach nur wenigen Wochen bereits um Längen abhängt. An Tag 40 seiner Amtszeit ist eine Umfrage erschienen, der zufolge Joe Biden auf eine Zustimmungsrate von 61 Prozent kommt. Laut Umfragen-Schnitt unterstützen immerhin noch 54 Prozent der Amerikaner den neuen Kurs. Das ist schon im Vergleich ein guter Wert, vor allem aber im Verhältnis zu Donald Trump. Der kam in seiner gesamten Amtszeit nie über 50 Prozent hinaus.
Anders als in den vergangenen Jahren dringt nicht täglich Getöse aus dem Weißen Haus. Joe Biden führt seine Amtsgeschäfte auf traditionelle Art, also fast schon langweilig zumindest wenn man die Ära Trump zum Maßstab nimmt. Obwohl der neue US-Präsident seit seiner Vereidigung am 20. Januar nicht ständig in den Schlagzeilen ist, hat er für deutlich mehr Bewegung gesorgt als Donald Trump in seinen ersten Wochen im Oval Office. 34 so genannte "Executive Orders" hat Biden innerhalb von vier Wochen erlassen. Das sind zwar nur Anordnungen und keine Gesetze, dennoch konnte er damit den ersten Ton seiner Präsidentschaft setzen. Trump kam im selben Zeitraum auf 15.
Biden kehrt die Politik Trumps um
Zu den wichtigsten Entscheidungen des neuen US-Präsidenten zählt die Wiederaufnahme der Pariser Klimaschutzziele, die Rückkehr in die Weltgesundheitsorganisation, die Öffnung der Grenzen für Asylbewerber und eine angekündigte "Stärkung" des Gesundheitssystems. Außenpolitisch setzt Biden auch wieder mehr auf Kooperation als auch Konfrontation. Im Wesentlichen kehrt er damit zur Vor-Trump-Politik zurück, also in eine Zeit, als er selbst noch US-Vizepräsident und Barack Obama sein Chef war. Nur was das Verhältnis zu China betrifft, führt er den harten Kurs seines Vorgängers fort.
Offenbar ist das genau die Art von Politik, die die US-Bürger auch wollten, als sie am 3. November Joe Biden zum Präsidenten gewählt hatten. Obwohl Trump beeindruckende zwölf Millionen Stimmen mehr bekommen hat als noch 2016, entschieden sich noch einmal sieben Millionen mehr für den Demokraten. "Anders als mit Trump befinden sich Biden und die Amerikaner in den Flitterwochen. Es sind vielleicht nicht die romantischsten Flitterwochen, aber so wie es aussieht, werden sie eher besser als schlechter werden", sagt Mark Penn, Chef des Umfrageinstituts CAPS-Harris der US-Seite "The Hill".
Quellen: "The Hill", FiveThirtyEight, DPA, AFP