Konflikt in Libyen EU eröffnet Verbindungsbüro in Bengasi

Die Europäische Union hat in der libyschen Rebellenhochburg Bengasi ein neues Büro eröffnet, das die Aktionen der EU im Land koordinieren soll. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sicherte den libyschen Rebellen Unterstützung zu.

Die Europäische Union hat in der libyschen Rebellenhochburg Bengasi am Sonntag ein Verbindungsbüro eröffnet. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte dabei, der libysche Machthaber Muammar el Gaddafi müsse weg, und die Zukunft in Libyen müsse dem libyschen Volk gehören. Die NATO bombardierte nach libyschen Angaben in der Nacht zum Sonntag erneut Gaddafis Residenz in der Hauptstadt Tripolis.

Ashton, die das im Tibesti-Hotel gelegene Verbindungsbüro persönlich einweihte, sagte auf einer anschließenden Pressekonferenz, es sei "grundlegend, Zivilisten zu schützen". "Schon jetzt" seien "zu viele Menschen gestorben". Zuvor hatte Ashton auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Nationalen Übergangsrats der Rebellen, Mustafa Abdel Dschalil, gesagt, sie sei "stolz", den Libyern im Namen der 27 EU-Staaten Unterstützung anbieten zu können. Die EU wolle den Bürgern des Landes in Sicherheitsfragen sowie in den Bereichen Wirtschaft, Gesundheit, Bildung und Zivilgesellschaft zur Seite stehen. "Wir wollen nicht nur jetzt helfen, sondern solange wie das libysche Volk sich wünscht, dass wir da sind."

Ashton ist die bislang ranghöchste Politikerin, die die Rebellenhochburg rund tausend Kilometer östlich von Tripolis besuchte. Zuvor waren bereits der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski und US-Senator John McCain in Bengasi. Ashtons Besuch bedeutet dennoch nicht, dass die EU den Übergangsrat wie vom Europaparlament gefordert als einzigen legitimen Vertreter Libyens betrachtet. Dennoch kann ihr Kommen als Erfolg für den Übergangsrat gewertet werden.

Bislang haben Italien, Frankreich, Großbritannien, Katar und Gambia den Übergangsrat als legitimen Vertreter Libyens anerkannt. Der Rebellenvertreter Mahmud Dschibril wurde vergangene Woche in Washington und Paris empfangen. Bei einem Treffen mit dem nationalen Sicherheitsberater von US-Präsident Obama, Tom Donilon, konnte er jedoch keine diplomatische Anerkennung des Übergangsrats erreichen. Das Weiße Haus erklärte nach dem Treffen lediglich, der Übergangsrat sei ein "legitimer und glaubwürdiger Gesprächspartner". Am Montag trifft ein Vertreter des Übergangsrats mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zusammen.

Es habe in der Nacht zum Sonntag erneut Angriffe der NATO auf den Hafen und Gaddafis Residenz im Viertel Bab el Asisija in Tripolis gegeben, sagte ein libyscher Behördenvertreter. Zuvor waren in der Hauptstadt Explosionen und ein Kampfjet im Tiefflug zu hören. Die NATO hatte den Hafen der Hauptstadt bereits am Donnerstagabend angegriffen und dabei nach eigenen Angaben fünf Kriegsschiffe beschädigt oder versenkt. Tripolis ist seit Mitte März beinahe täglich das Ziel von Luftangriffen.

AFP
cjf/AFP

Mehr zum Thema