In Thailand spitzt sich der Machtkampf zwischen Armee und Regierungsgegnern dramatisch zu. Am Montag starben in der Hauptstadt Bangkok zwei Männer im Alter von 19 und 54 Jahren, als Protestierende nach Regierungsangaben in der Nähe einer Demonstration auf Anwohner feuerten. Zudem sei rund ein Dutzend Menschen verletzt worden, berichtete ein Regierungssprecher in Fernsehen. Eine unabhängige Bestätigung für den Vorfall gab es zunächst nicht.
Zuvor waren Hundertschaften bewaffneter Soldaten gegen tausende Demonstranten vorgegangen, die sich hinter Straßensperren verbarrikadierten, Fahrzeuge und Autoreifen in Brand setzten und die vordringende Armee mit Brandsätzen und Pflastersteinen angriffen. Die Soldaten schossen, als Demonstranten einen gekaperten Bus in ihre Reihen lenken wollten. Mehr als 70 Menschen wurden nach Regierungsangaben verletzt.
Am Abend zogen mehrere tausend sogenannte Rothemden in den Regierungsbezirk zurück. Über dem Gelände standen dicke Rauchwolken. Die Rothemden sind Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra, der sie aus dem Exil zu weiterem Ungehorsam anstachelte.
EU ruft zum Gewaltverzicht auf
Das Auswärtige Amt in Berlin hat unterdessen seine Reisehinweise für Thailand verschärft und rät von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Bangkok ab. Die Europäische Union rief Oppositionelle und thailändische Regierung zu einem Gewaltverzicht auf. Ansonsten werde die Stabilität und der Ruf des Landes aufs Spiel gesetzt. Die politische Teilung müsse vielmehr mit einem Dialog und demokratischen Mitteln innerhalb der Verfassung überwunden werden, erklärte die tschechische EU-Ratspräsidentschaft.
Die thailändische Regierung versicherte Ausländern in einer Fernsehbotschaft, dass sie nicht in Gefahr seien. Die Armee habe die Flughäfen und wichtigen Infrastruktureinrichtungen gesichert. Im November vergangenen Jahres hatte die politische Gegenseite in Bangkok die Flughäfen gestürmt und den Verkehr mehr als eine Woche lahmgelegt. Zehntausende Besucher saßen in Bangkok fest.
Die Demonstranten trotzten den wiederholten Appellen von Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva, friedlich abzuziehen. Oberbefehlshaber General Songkitti Chakkrabat warnte im Fernsehen, die Truppen würden "alle möglichen Mittel" anwenden, um den Frieden in der Hauptstadt wieder herzustellen. Er versicherte, die Truppen würden nur in Selbstverteidigung feuern. Die Armee hatte zahlreiche Einheiten aus der Provinz nach Bangkok gebracht. Viele hämmerten mit Schlagstöcken auf ihre Schutzschilde, um die Demonstranten einzuschüchtern.
Der Regierungschef hatte am Sonntag den Ausnahmezustand verhängt, um dem Aufstand gegen seine Regierung ein Ende zu machen. Die Demonstranten hatten mit ihrem Protest in Pattaya am Vortag den Abbruch eines ASEAN-Gipfeltreffens mit hohen Staatsgästen aus 16 Ländern erzwungen. Einige Staats- und Regierungschefs mussten per Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden. Sie verlangen den Rücktritt Abhisits, der ihrer Ansicht nach nicht legitim an die Macht kam. Die letzten Wahlen hatten Thaksin-Anhänger gewonnen, doch wurde die Regierungspartei im vergangenen Jahr nach massiven Protesten einer außerparlamentarischen Opposition aufgelöst. Abhisit fand anschließend Überläufer im Parlament und kam so ins Amt.