Vor dem geplanten Beginn von Friedensgesprächen haben die Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik offenbar zwei weitere Städte eingenommen. Kämpfer des Bündnisses Séléka hätten in der Nacht zum Samstag Alindao und Kouango im Zentrum des Landes unter ihre Kontrolle gebracht, sagte der Minister für Territorialverwaltung, Josué Binoua. Zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat Séléka erneut zum Rückzug und Gewaltverzicht aufgefordert.
Mit der Einnahme der beiden Städte wollen die Rebellen offenbar ihre Verhandlungsposition wenige Tage vor Beginn der Friedensgespräche stärken. Diese sollen nach dem Willen der Vermittler von der Zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECCAS) am Dienstag in Gabuns Hauptstadt Libreville beginnen.
Nach den Worten von Minister Binoua sollen jeweils 15 Mitglieder die Regierung, die Rebellen und die Opposition vertreten. Präsident François Bozizé werde erst nach Beginn der Verhandlungen dazustoßen, sagte er am Sonntag. Alle drei Delegationen sollten übereinstimmenden Angaben zufolge am Montag in Libreville eintreffen.
Rebellen fordern Ablösung des Präsidenten
Politische Beobachter sehen allerdings kaum Chancen für einen Erfolg der Gespräche. Die Rebellen, die Bozizé vorwerfen, frühere Abkommen bis heute nicht umgesetzt zu haben, fordern als Bedingung für eine friedliche Lösung die Ablösung des Präsidenten. Dieser ist zwar zu Zugeständnissen bereit, will aber in jedem Fall bis zum Ende seines Mandats im Jahr 2016 im Amt bleiben.
Unklar war am Sonntag auch, ob die Verhandlungen tatsächlich am Dienstag beginnen werden. Er fordere einen Aufschub der Gespräche, sagte der in Paris lebende Sprecher der Allianz, Eric Massi, der Nachrichtenagentur AFP. Es brauche mehr Zeit zur Vorbereitung, damit der "Gipfel in Libreville nicht nur nutzloses Palaver hervorbringt", sagte Massi. Vor Beginn der Gespräche müssten sich alle Seiten über den Inhalt der Diskussion einig sein; dies aber sei nicht der Fall.
Massi bestätigte die Einnahme der beiden Städte Alindao und Kouango. Die Armee habe keinen Widerstand geleistet. Die Rebellenbewegung steht rund 160 Kilometer vor der Hauptstadt Bangui, dort sorgen inzwischen hunderte Soldaten aus Südafrika für die Sicherheit. Wie schon kurz nach Weihnachten hatte der UN-Sicherheitsrat am Freitag die Aufständischen aufgefordert, "alle Versuche, weiter vorzurücken, einzustellen". Er appellierte zudem an alle Konfliktparteien, sich "konstruktiv und ohne Vorbedingungen" an den Verhandlungen unter Schirmherrschaft der ECCAS zu beteiligen.
In dem seit rund einem Monat dauernden bewaffneten Konflikt werden nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks #Link;http://www.stern.de/reise/unicef-90371203t.html;Unicef# zunehmend auch Kinder eingesetzt. Sowohl die Rebellen als auch regierungstreue Milizen seien an der Rekrutierung beteiligt, erklärte eine Sprecherin in Genf. Die Jungen und Mädchen würden zu Kampfeinsätzen und dem Transport von Nachschub gezwungen oder riskierten, sexuell missbraucht zu werden. Unicef verlangte ein sofortiges Endes dieser Praxis.