Die libanesische Regierung hat den Streitkräften freie Hand im Kampf gegen die islamistische Miliz Fatah Islam in einem Flüchtlingslager bei Tripoli im Norden des Landes gegeben. Die Armee müsse "das terroristische Phänomen beenden, das den Werten und der Natur des palästinensischen Volkes fremd ist", sagte Informationsminister Ghasi Aridi nach einem Krisentreffen des Kabinetts.
Die heftigen Gefechte gingen auch am Dienstag den dritten Tag in Folge weiter. Artillerie- und Maschinengewehrfeuer war zu hören. Die Kämpfer der Organisation Fatah Islam haben sich in dem Flüchtlingslager Nahr al Bared am Stadtrand von Tripoli verschanzt. Sie konnten nach Angaben eines Sprechers Abu Salim Taha mehrere Versuche der libanesischen Armee zurückschlagen, in das Lager einzudringen. Der Beschuss sei heftig, sagte er weiter, "nicht nur auf unsere Stellungen, sondern auch auf Frauen und Kinder".
Mehrere Autos gingen in Flammen auf
Salim Taha wies zugleich Spekulationen zurück, wonach seine Gruppe für zwei Bombenanschläge in Beirut verantwortlich sei. Dabei waren in einem wohlhabenden Ladenviertel fünf Menschen verletzt worden. Mehrere Autos gingen in Flammen auf. Einen Tag zuvor, war eine Frau bei einem Anschlag in einem christlichen Stadtteil von Beirut getötet worden.
Das libanesische Kabinett entschloss sich zu dem harten Vorgehen gegen die Miliz, der Verbindungen zur Terrororganisation al Kaida nachgesagt werden, nachdem bei heftigen Kämpfen 29 Soldaten, rund 20 Milizionäre und eine unbekannte Zahl Zivilisten getötet worden waren. Mufti Salim Lababidi, das sunnitische Oberhaupt der Palästinenser im Libanon, erklärte, rund 100 Zivilisten seien bislang getötet oder verwundet worden.
Palästinensische Organisationen bemühten sich um die Vermittlung eines Waffenstillstands. Der Vertreter des Islamischen Dschihads, Abu Ahmed Rifai, sagte, die Fatah Islam habe zugesichert, die Feindseligkeiten einzustellen und sich von der Front zurückzuziehen. Abu Salim warnte jedoch vor einem das ganze Land erfassenden Bürgerkrieg, falls die Belagerung des Flüchtlingslagers nicht eingestellt werde. "Es ist ein Kampf auf Leben und Tod", sagte Abu Salim der Nachrichtenagentur AP. "Sie wollen die Fatah Islam auslöschen. Wir werden antworten und wir wissen, wie wir antworten werden."
In dem Flüchtlingslager aus dem Jahr 1949 mit seinen seien engen Gassen leben mehr als 31.000 Menschen in zwei- und dreistöckigen Häusern. Es ist eines von zwölf Lagern für Palästinenser im Libanon, in denen mehr als 215.000 der insgesamt 400.000 palästinensischen Flüchtlinge in dem Land leben. Libanesische Sicherheitskräfte sind dort nicht vertreten, was auf eine 40 Jahre alte Vereinbarung mit den Palästinensern zurückgeht.