Libanon-Konflikt Ein Drittel der Toten sind Kinder

Der Präsident des Libanon hat sich mit einer dramatischen Videobotschaft an die Konferenz Islamischer Staaten gewandt: eine Millionen Menschen seien auf der Flucht. Unter den 900 Toten seien 300 Kinder. Das israelische Militär will gleichwohl weiter kämpfen.

300 Kinder unter zwölf Jahren sind nach Angaben der Regierung in Beirut seit Beginn des Libanonkrieges umgekommen. Insgesamt habe es 900 Tote gegeben sowie 3000 Verletzte. Das erklärte Ministerpräsident Fuad Siniora in einer Videobotschaft an die Konferenz Islamischer Staaten.

Weiter berichete Siniora, dass eine Million Menschen (ein Viertel der Bevölkerung) auf der Flucht seien. Die Infrastruktur sei verwüstet. Bereits am Dienstag hatte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) an die Kriegsparteien appelliert, das Leid der Kinder zu stoppen. Ihre Lage sei völlig inakzeptabel.

Schwere Vorwürfe gegen Israel

Die US-Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) warf Israel vor, vorsätzlich libanesische Zivilisten zu bombardieren, einige der Angriffe seien Kriegsverbrechen. Das Argument, Hisbollah-Kämpfer Miliz würden sich inmitten der Bevölkerung verstecken, rechtfertige nicht das "systematisch Versagen"bei der Unterscheidung von Zivilisten und Kämpfern, erklärte HRW.

Israel bezeichnete die Bombardierung des südlibanesischen Dorfes Kana als Versehen. Allerdings habe die Hisbollah auch hier Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht, hieß es in einem israelischen Untersuchungsbericht. Bei dem Angriff waren libanesischen Angaben zufolge bis zu 54 Zivilisten ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Kinder. Israel war deswegen weltweit kritisiert worden und hatte auf Druck der USA eine 48-stündige Pause von Luftangriffen ausgerufen, die allerdings nicht vollständig eingehalten wurde.

Wieder Beirut bombardiert

Am Donnerstag bombardierte die israelische Luftwaffe nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen erstmals wieder vermutete Hisbollah-Hochburgen in Beiruter Vororten. Auch andere Ziele in Norden, Osten und Süden des Landes seien aus der Luft beschossen worden. Eine israelische Armeesprecherin sprach von nächtlichen Angriffen auf 70 Ziele im Nachbarland.

Der Armeerundfunk berichtete, am Boden stünden jetzt sieben Brigaden mit etwa 10.000 Soldaten im Kampf gegen die Hisbollah - 4000 mehr als am Vortag. Sie stießen auf den Widerstand der Hisbollah-Kämpfer, die sich mit Panzerabwehrraketen, Granatwerfern und Sturmgewehren zur Wehr setzten. Die israelischen Truppen stünden an fünf Stellen zwei bis vier Kilometer tief in Libanon. Bei den Kämpfen wurden Armeeangaben zufolge 15 israelische Soldaten verwundet.

Reuters
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