Medwedew besucht Kunaschir Japan antwortet mit Abzug des Botschafters Kono

Im Streit zwischen Japan und Russland um die Südkurilen zieht Tokio vorübergehend seinen Botschafter aus Moskau ab. Trotz Warnungen aus Tokio hatte der russische Präsident Dmitri Medwedew am Montag die zu den Südkurilen gehörende Pazifik-Insel Kunaschir besucht.

Nach dem Besuch des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew auf der zwischen seinem Land und Japan umstrittenen Inselkette der Kurilen hat Tokio seinen Botschafter aus Moskau zurückgerufen. Er habe den Botschafter Masaharu Kono "vorübergehend" zurückbeordert, erklärte Außenminister Seiji Maehara, am Dienstag. Er erwarte sich von Kono weitere Informationen über den umstrittenen Besuch Medwedews.

Japans Regierungschef Naoto Kan hatte den Besuch Medwedews am Montag als "sehr bedauerlich" bezeichnet. Moskau wies die Kritik umgehend als inakzeptable Einmischung zurück. Ungeachtet scharfer Proteste aus Tokio war Medwedew zuvor zu dem mehrstündigen Besuch auf die Kurilen geflogen, die zwischen der russischen Halbinsel Kamtschatka und der japanischen Insel Hokkaido liegen. Es war der erste Besuch eines russischen Staatschefs auf dem umstrittenen Archipel seit ihrer Besetzung durch sowjetische Truppen 1945. Medwedew hatte die Reise bereits Ende September angekündigt und damit den Streit mit Japan neu entfacht.

Ein Treffen Kans mit Medwedew Mitte November beim Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in Japan soll nach Angaben aus Tokio dennoch stattfinden, wie ein japanischer Regierungssprecher sagte.

Die insgesamt 56 Inseln der Kurilen werden seit Ende des Zweiten Weltkriegs vollständig von Moskau kontrolliert. Der Streit um vier der Inseln verhindert seit 65 Jahren die Unterzeichnung eines bilateralen Friedensvertrags. Zwar wurden die Verhandlungen um die Inseln nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wieder aufgenommen, bis heute fand sich jedoch keine Lösung.

AFP
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