Mette Frederiksen Wohlfahrt für Dänen und Härte für Andere: Diese Frau wird wohl bald Dänemark regieren

Die Sozialdemokratin Mette Frederiksen hat gute Chancen, Ministerpräsidentin in Dänemark zu werden 
Die Sozialdemokratin Mette Frederiksen hat gute Chancen, Ministerpräsidentin in Dänemark zu werden 
© Johan Nilsson/TT / Picture Alliance
Zehn Tage nach der Europawahl stimmen die Dänen am Mittwoch über ihr neues Parlament ab. Nach Umfragen steht ein Regierungswechsel ins Haus. Die Sozialdemokratin Mette Frederiksen kann demnach als Favoritin auf den Wahlsieg hoffen. 

Mette Frederiksen steht kurz davor, die jüngste Regierungschefin in der Geschichte Dänemarks zu werden. Mit ihren 41 Jahren kann die Vorsitzende der Sozialdemokraten bereits auf eine steile politische Karriere zurückblicken. Als 15-Jährige trat sie den Jungsozialisten bei, mit 24 Jahren wurde sie Abgeordnete, danach Arbeits- und Justizministerin, 2015 schließlich trat sie an die Spitze ihrer Partei.

Vor den Wahlen an diesem Mittwoch kristallisierte sich immer stärker heraus, dass Frederiksen gute Chancen hat, als Ministerpräsidentin gewählt zu werden. Die Sozialdemokraten dürften Wählerstimmen aus dem rechten Lager zurückgewinnen und am Ende die Nase vorn haben. Selbst wenn es nicht für eine eigene Regierungsmehrheit reicht, ist das nach den dänischen Gepflogenheiten nichts Ungewöhnliches. Minderheitsregierungen gehören in Kopenhagen zur Normalität.    

Harte Einwanderungspolitik

Frederiksens Programm lässt sich auf einen einfachen Nenner bringen: Wohlfahrt für die Dänen und Härte gegen die Anderen. Wohlfahrt für die Dänen könnte etwa bedeuten, das Renteneintrittsalter für bestimmte Gruppen herabzusetzen und die Ausgaben für Gesundheit und Bildung aufzustocken. 

Härte gegen die Anderen ist in Dänemark in den vergangenen Jahrzehnten zum Standard geworden. Die Anderen werden üblicherweise als die "Nicht-Westlichen" bezeichnet. Frederiksen vertritt die Ansicht, Asylbewerber sollten unter UN-Aufsicht auf dem afrikanischen Kontinent in Lagern untergebracht werden.    

"Ich stelle lediglich fest, dass heute drei Viertel aller Abgeordneten für eine harte Einwanderungspolitik sind", sagte Frederiksen jüngst in einem Interview-Buch. Ihr Kalkül läuft darauf hinaus, das Stimmenpotenzial der rechten Volkspartei und der noch rechteren Neuen Rechten abzugraben. Dann könnte sie sich in Migrationsfragen im Parlament von einer Mitte-Rechts-Mehrheit unterstützen lassen, in der Sozialpolitik von einer Mitte-Links-Mehrheit.    

"Ich habe nie Zweifel daran gehegt, dass Mette, wenn sie es denn will, ans Ziel gelangt", sagt ihr Vater, Flemming Frederiksen. Schon zu Beginn ihrer Grundschulzeit habe sie sich für Politik begeistert. Innerhalb der Sozialdemokraten wird ihr bescheinigt, die Partei zu einem hohen Maß an Geschlossenheit geführt zu haben. 2010 zog Frederiksen sich Kritik zu, weil sie in politischen Reden das Konzept der staatlichen Schulen hochhielt, ihre eigenen Kinder aber auf eine Privatschule schickte. Mette Frederiksen hat zwei Kinder und ist geschieden. 

AFP
ivi