Nach Anschlägen auf Nato-Soldaten USA setzen Ausbildung afghanischer Rekruten aus

Die USA reagieren auf die Angriffe uniformierter Afghanen auf ihre Soldaten: Die Ausbildung afghanischer Rekruten wird ausgesetzt. Sie sollen erst auf Verbindungen zu den Taliban durchleuchtet werden.

Wegen der vermehrten Angriffe afghanischer Sicherheitskräfte auf Nato-Kollegen haben die USA die Ausbildung von Polizei und Armee in dem Land offenbar vorübergehend ausgesetzt. Etwa 27.000 afghanische Soldaten sollten zunächst neuen Sicherheitsprüfungen unterzogen werden, um mögliche Verbindungen zu radikal-islamischen Aufständischen aufzudecken, berichtete die US-Tageszeitung "The Washington Post". Damit solle die Gefahr weiterer Übergriffe "von innen" vermindert werden. Bei bisherigen Prüfungen wurden demnach auf afghanischer, aber auch auf US-Seite viele Vorschriften nicht beachtet, um den Aufbau der heimischen Sicherheitskräfte nicht zu verlangsamen.

Ein hochrangiger US-Militärangehöriger sagte der Zeitung, die Mechanismen zur Überprüfung seien zwar "sehr gut", griffen aber nicht in allen Fällen und müssten daher noch verbessert werden. Angriffe von Tätern in Uniformen der afghanischen Armee und Polizei auf ausländische Soldaten haben zuletzt deutlich zugenommen. Doch erst am Mittwoch waren im Süden des Landes drei Australier erschossen worden. Nach Nato-Angaben wurden seit Jahresbeginn 45 Isaf-Angehörige von vermeintlichen Verbündeten getötet.

Sicherheitsmaßnahme bereits verschärft

Bereits Mitte August hatte die Isaf auf die Angriffe mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen für ihre Soldaten reagiert. Der Kommandeur der Isaf, US-General John Allen, hatte seine Untergebenen unter anderem dazu aufgefordert, zu jeder Zeit geladene Waffen bei sich zu tragen. US-Soldaten tragen in Afghanistan auch in Lagern ein Sturmgewehr, allerdings bislang ohne Magazin. Mit dem Erlass müssen diese Waffen nun immer auch geladen sein. Deutsche Isaf-Soldaten sind seit langem auch im Camp mit einer geladenen Pistole bewaffnet.

Die Isaf führt die meisten der Übergriffe von uniformierten Afghanen allerdings nicht auf Infiltration der Taliban zurück, sondern auf Faktoren wie persönliche Animositäten oder Stress. Dagegen meinte Taliban-Chef Mullah Mohammad Omar vor wenigen Wochen, Aufständische hätten die afghanischen Sicherheitskräfte unterwandert.

Die Nato ist derzeit noch mit rund 130.000 Soldaten in Afghanistan vertreten. Bis Ende 2014 soll jedoch der Großteil von ihnen abgezogen werden. Für die Sicherheit im Land sollen dann möglichst flächendeckend heimische Sicherheitskräfte zuständig sein. Bislang übernahm die afghanische Seite die Verantwortung bereits für etwa die Hälfte der Bevölkerung.

DPA
kgi/DPA/AFP