Nach den Vorwahlen Obama will Texas gewonnen haben

Hillary Clintons Comeback könnte kleiner ausgefallen sein als gedacht: Das Wahlkampfteam von Barack Obama beansprucht den Sieg in Texas für sich. Das unübersichtliche Wahlsystem in Texas ließe das tatsächlich zu. So oder so hat Hillary Clinton aufgrund des Verhältniswahlrechts kaum Stimmen dazugewonnen.

Der demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama hat nach Angaben seines Wahlkampfteams bei der Vorwahl im Bundesstaat Texas die meisten Delegiertenstimmen gewonnen. Wie sein örtlicher Wahlkampfmanager Adrian Saenz erklärte, lag Obama in Texas fünf Delegierte vor seiner parteiinternen Rivalin Hillary Clinton. Clinton hatte die Vorwahl mit 51 Prozent der Wählerstimmen knapp gewonnen, Obama kam nach Auszählung fast aller Stimmen nur auf 47 Prozent. Die Demokraten in Texas haben aber ein komplexes Vorwahlsystem, das Komponenten einer klassischen Vorwahl (Primary) mit Wahlversammlungen (Caucuses) verbindet.

Etwa zwei Drittel der 193 Delegiertenstimmen des Staates für den Nominierungsparteitag im Sommer wurden tagsüber in den Primaries per einfacher Stimmabgabe in Wahllokalen bestimmt. Das restliche Drittel wurde in Caucuses bestimmt, zu denen sich Parteianhänger nach Schließung der Wahllokale an mehr als 8000 Orten in Texas persönlich einfanden. Laut Saenz habe Clinton bei den klassischen Vorwahlen zwei Delegiertenstimmen mehr geholt als Obama. Dieser habe sich jedoch mit sieben Stimmen Vorsprung in den Wahlversammlungen durchsetzen können. Damit liege Obama insgesamt fünf Stimmen vorne, so Saenz.

Clinton gewann insgesamt kaum dazu

Unabhängig vom Ausgang der Vorwahlen in Texas konnte Hillary Clinton nur wenige Stimmen auf ihren Rivalen Barack Obama gut machen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP hat Clinton nur zwölf Nettostimmen hinzugewonnen, wie Analysen ergaben. Über zwölf weitere Stimmen stand die Entscheidung vorerst noch aus.

Die New Yorker Senatorin Clinton gewann bei den Vorwahlen in Ohio, Texas, Vermont und Rhode Island mindestens 185 Delegiertenstimmen, ihr Konkurrent aus Illinois 173 – demnach also nur zwölf weniger. Über zwölf weitere Stimmen stand die Entscheidung vorerst noch aus. Obama verfügt aufgrund dieser Daten nunmehr über 1567 Stimmen. Darunter sind auch fünf Superdelegierte erfasst, die sich hinter ihn stellten. Clinton kommt auf 1462 Stimmen. Nach Zählungen von CNN fällt der Vorsprung Obamas ähnlich aus: Der Nachrichtensender veranschlagt 1520 Stimmen für Obama und 1424 für Clinton.

Entscheidung erst im August

Vor allem das komplizierte Vorwahlsystem in Texas sorgt derzeit für Unklarheiten. Bei den allgemeinen Vorwahlen hat Clinton zwar eine Mehrheit von 51 Prozent der Stimmen gewonnen. Die Wahlzettel der Parteiversammlungen (Caucus) sind aber noch nicht alle ausgezählt. Erst nach deren Auszählung steht fest, welcher der Kandidaten die meisten Delegiertenstimmen erringen konnte.

Beobachter wiesen darauf hin, dass bei den noch anstehenden Wahlen kaum noch genügend Stimmen zu vergeben seien, um einen eindeutigen Abstand zwischen den beiden demokratischen Bewerbern sicherzustellen. Demnach könnte die Entscheidung erst beim Nominierungsparteitag im August fallen. Dann sind 2.025 Stimmen notwendig, um die Kandidatur zu gewinnen.

Kenianische Verwandtschaft bleibt optimistisch

Die kenianische Verwandtschaft des US-Präsidentschaftskandidaten Barack Obama ist trotz des kleinen Comebacks von Hillary Clinton weiter optimistisch. Die Familie habe zwar auf einen Sieg Obamas bei den Vorwahlen in Texas und Ohio gehofft, aber noch sei keine Entscheidung gefallen, sagte dessen Halbschwester Auma Obama der kenianischen Zeitung "Daily Nation". Sie verglich das Ringen von Obama und Hillary Clinton um die demokratischen Wählerstimmen mit einem Fußballspiel. "Barack geht ins Elfmeterschießen", war sie überzeugt.

AP · DPA
AFP/DPA/AP/sh/mta