Krieg in der Ukraine Neue Front – Wagner-Gruppe ist zurück in der Ukraine und nimmt Dorf bei Sumi ein

Russsische Kämpfer zeigen das Wagnerbanner in der Ukraine
Russsische Kämpfer zeigen das Wagnerbanner in der Ukraine
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Im Norden der Ukraine, bei Sumi, haben die Russen eine neue Mini-Front aufgemacht. Wagnerkämpfer haben ein kleines Dorf eingenommen. Wieder muss Kiew Truppen einsetzen, die im Osten dringend benötigt werden.

Nun ist es geschehen. Die Russen haben im Raum Sumi die Grenze überschritten und das Dorf Ryzhivka erobert. Kiew spielt den Verlust herunter, der Ort läge in der grauen Zone. Vermutlich waren dort nur Kräfte der Territorialverteidigung anwesend, die den russischen Kommandos nicht standhalten konnten. Und dort gab es eine Überraschung. Die Russen zeigten zum Beweis der Eroberung ein Video, auf dem sie die Fahne der Wagner-Gruppe in die Kamera halten. Uniform-Patches der Gruppe an einzelnen Kämpfern hat man schon häufiger gesehen. Doch die Fahne deutet darauf hin, dass die Operation von einer geschlossenen Wagnertruppe durchgeführt wurde.

Von Ryzhivka aus versuchte die Ukraine im März in russisches Gebiet vorzustoßen, der Angriff endete damals in einem Desaster. Es zeigt sich, dass die Hoffnungen vergebens waren, dass die Söldner nach dem gescheiterten Putsch und dem Tod ihres Anführers Prigoschin einfach nach Hause gehen würden. In der einen oder anderen Weise wurden die Kämpfer in die Kriegsmaschine Putins integriert.

Bislang eine sehr kleine Gruppe in der Ukraine 

Die Anwesenheit dieser Kämpfer zeigt, dass die Operation trotz ihrer geringen Dimension ernst zu nehmen ist. Die Idee dahinter ist leicht zu erkennen: Russland eröffnet einen neuen aktiven Frontabschnitt im Norden, so wie schon bei Charkiw. Und auch hier muss Kiew nun wertvolle und knappe Reserven einsetzen, um die Russen in Schach zu halten oder gar zurückzudrängen. Nichts zu unternehmen und keine Truppen abzustellen, ist keine Option. Wenn sie nicht blockiert werden, werden die Russen ein paar Kilometer vorrücken und dort eine wichtige Eisenbahnlinie abschneiden. 

Bei Charkiw toben die Kämpfe weiter, ohne dass einer Seite entscheidende Positionsgewinne gelingen. An einigen Stellen, etwa bei Sumi, konnten die Ukrainer die Invasoren ein wenig zurückdrängen, an anderen rückten die Russen vor. In der Stadt Woltschansk ist die Lage unverändert. Die Russen können die Ukrainer nicht aus dem nördlichen Teil drängen, auch können sie die Stadt nicht an den Flanken umgehen.

Charkiw-Front ohne Fortschritte 

Die Kämpfe toben nicht nur in der Kleinstadt, auch im Hinterland versuchen beide Seiten Depots, Artillerie und Kommandozentralen des Gegners auszuschalten. Hier können die Ukrainer nun die amerikanischen HIMARS-Werfer einsetzen. Pro-ukrainische Blogger und Experten nehmen an, dass die Russen stärkere Verluste erleiden. Belege dafür gibt es nicht. Nach wie vor scheint die Feuerkraft der Russen weit stärker zu sein, auch setzen sie Gleitbomben in einem größeren Maßstab als die Ukrainer ein.

Im Osten der Ukraine beginnt die Front zu rutschen

Aus russischer Sicht sind der Vorstoß bei Sumi und die Kämpfe bei Charkiw vor allem eine Ablenkung von den Geschehnissen im Donbass, die Fronten im Norden sollen ukrainisch Truppen binden. Und tatsächlich arbeiten sich die Russen im Osten unentwegt voran. Große Durchbrüche gelingen nicht, aber jeden einzelnen Tag werden die Ukrainer an einer Handvoll Stellen zurückgedrängt.

Ein Beispiel: Den kleinen Ort Novooleksandrivka konnten sie überraschend in wenigen Stunden einnehmen. Angeblich konnten die Verteidiger vom 118. Bataillon dem Druck nicht mehr standhalten. Sie sollen sich eigenmächtig und fluchtartig zurückgezogen haben. Das wiederum brachte die angrenzenden ukrainischen Positionen in Schwierigkeiten. Der Ort selbst ist kaum einen Kilometer lang und nicht weiter bedeutend. Aber derartige Szenarien sind das Ziel der andauernden zermürbenden Kämpfe. Die Russen hoffen, mit andauerndem Beschuss einzelne ukrainische Einheiten so zu schwächen, dass sie den Kampf aufgeben.

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