Oppositions-Demo in Moskau Vereint im Wunsch nach "Russland ohne Putin"

Erstmals gemeinsam mit den Kommunisten: Zehntausende russische Regierungsgegner haben in Moskau den Rücktritt von Präsident Wladimir Putin gefordert.

Unter den drohenden Blicken der Polizei-Hundertschaften hat die russische Opposition ihre Herbstoffensive begonnen: Im Moskau haben Zehntausende Demonstranten ein Ende der Regierung von Präsident Wladimir Putin gefordert. Es ist das erste Mal nach drei Monaten Sommerpause - Zeit, die der Kreml aus Sicht vieler Menschen für die Fortschreibung seiner "repressiven Politik" genutzt hat.

Die Teilnehmer des genehmigten Marsches trugen Banner, Fahnen und Luftballons und skandierten "Russland ohne Putin". Augenzeugen zufolge erreichten die Organisatoren ihr Ziel, mit mindestens 50.000 Menschen ihre zuletzt geschwächte Bewegung neues Leben einzuhauchen. Putins Sieg bei den Wahlen im März hatte der Bewegung einen herben Rückschlag versetzt.

"Es kann nicht mehr so weiter gehen. Putin und seine Leute saugen uns aus, nehmen uns die Luft zum Atmen", sagt der 76-jährige Lew. Er meint, dass die Lebenskosten für Strom, aber auch für Essen ins Uferlose stiegen - und das bei 11 000 Rubel (275 Euro) Rente. Der alte Mann beteuert wie viele Unzufriedene, er wolle so lange demonstrieren, bis Putin gehe. Ähnlich sieht es die Studentin Olga aus St. Petersburg. "Ich bin im Nachtzug extra hierher gekommen, weil in Moskau alle gemeinsam auf die Straße gehen", sagt die 19-Jährige Studentin Olga. Sie hebt hervor, was viele an diesem inzwischen zehnten Protesttag seit dem Beginn der Demonstrationen im Dezember 2011 sagen: So unterschiedlich die Ansichten und so zersplittert die Opposition, alle eint das Ziel eines "Lebens ohne korrupte Dauerherrschaft von Putin und seinem Machtclan".

Putin unbeeindruckt

Der Kremlherr aber gibt sich einmal mehr unbeeindruckt von dem Protest. Aus dem Schwarzmeerkurort Sotschi lässt er mitteilen, dass er schwer beschäftigt sei, unter anderem bei Gesprächen mit dem weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko.

Die Demonstranten befürchten, dass Putin nach dem Auslaufen seiner Amtszeit 2018 erneut die Wahl gewinnen und damit insgesamt 24 Jahre das Land führen könnte - mehr als Leonid Breschnew zu Sowjet-Zeiten. Der bald 60-jährige Putin bezeichnet die Demonstranten als Minderheit unter den mehr als 140 Millionen Russen.

DPA · Reuters
jwi/DPA/Reuters

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