Gegen Umweltverschmutzung und Unfälle 18 Euro pro Stunde: Paris stimmt über höhere Parkgebühren für SUVs ab

Ein SUV unter dem Paris Eiffelturm könnte künftig ein seltenerer Anblick werden
Ein SUV unter dem Paris Eiffelturm könnte künftig ein seltenerer Anblick werden
© Nancy Wangue MOUSSISSA / AFP
Paris ist Europas Vorreiterin auf dem Weg in eine grünere Zukunft. Nun könnte es den SUVs dort an den Kragen gehen: Bürgermeisterin Anne Hidalgo will weniger von ihnen in der Stadt sehen.

Parkgebühren in Höhe von 18 Euro pro Stunde in Paris – das könnte bald Wirklichkeit werden für Besucher, die mit SUVs oder Geländewagen in die französische Hauptstadt fahren. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo lässt am Sonntag über die Verdreifachung der Parkgebühren für diese Auto-Kategorien abstimmen, die sie als "laut, platzraubend und umweltschädigend" anprangert.

Die Opposition und die Auto-Lobby werfen der Bürgermeisterin von den Sozialisten Manipulation und Bedienung der eigenen Klientel vor. Hidalgo hatte mit einer ähnlichen Abstimmung im April 2023 das Ende der leihbaren E-Roller in der Stadt eingeleitet. Beteiligt hatten sich allerdings lediglich sieben Prozent der Wahlberechtigten. Eine Online-Wahl war nicht möglich gewesen.

Volksabstimmung in Paris

Auch dieses Mal sind die 1,3 Millionen wahlberechtigten Pariser aufgerufen, sich in eines von 38 Wahlbüros zu begeben, um ihre Stimme abzugeben. "Da werden nur Menschen abstimmen, die nicht betroffen sind", kritisierte Pierre Chasseray von einem Autofahrerverband. Ein moderner SUV oder Geländewagen sei nicht umweltschädlicher als ein kleines altes Dieselauto, erklärte er.

Die zentristische Opposition im Stadtrat wirft der Bürgermeisterin vor, nicht weit genug zu gehen und die großen Fahrzeuge der Pariser nicht einzuschließen. "Wenn es wirklich darum geht, die Umweltverschmutzung zu verringern, dann sollte grundsätzlich zwischen Verbrenner- und E-Autos unterschieden werden", sagte Maud Gatel von der Partei Modem.

Die Pariser Bürgermeisterin begründet die Auswahl der Kategorien auch damit, dass Unfälle mit SUVs doppelt so oft tödliche Folgen haben als mit anderen Personenwagen.

Sollten die Pariser für eine Erhöhung der Parkgebühren stimmen – was angesichts der Umstände höchst wahrscheinlich ist – dann würde sich der Tarif in der Innenstadt von sechs auf 18 Euro verdreifachen. Seinen Geländewagen einen halben Tag in der Nähe des Louvre stehen zu lassen – falls sich dort ein Platz finden lassen sollte – würde dann für sechs Stunden satte 108 Euro kosten.

SUVs werden immer größer

"In den vergangenen 30 Jahren hat das Gewicht der Autos um etwa 250 Kilo zugenommen", betont die Stadt auf ihrer Website. "Auch wenn in Paris seit zehn Jahren die Zahl der Autos zurückgeht, hat deren durchschnittliche Größe immer weiter zugenommen", heißt es weiter. Deshalb gehe es nun "um eine bessere Aufteilung des öffentlichen Raums".

Hidalgo hatte seit Beginn ihrer Amtszeit die Seine-Ufer für den Autoverkehr sperren lassen und zahlreiche verkehrsberuhigte Zonen eingerichtet. Jeweils am ersten Sonntag des Monats ist die mehrspurige Prachtstraße Champs-Elysées autofrei.

Während viele Pariser Einwohner sich über eine verbesserte Luftqualität freuen, ärgern sich die Einwohner der mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht angebundenen Vorstädten, die regelmäßig mit dem Auto nach Paris fahren. Auch bei Lieferanten und Taxifahrern hat sich Hidalgo äußerst unbeliebt gemacht.

Dabei stehen die SUVs auch international bei Umweltschützern in der Kritik. So bemängelte Greenpeace kürzlich, dass die drei weltgrößten Automobilhersteller durch den Verkauf klimaschädlicher SUV-Wagen ihre Fortschritte beim Klimaschutz durch E-Mobilität direkt wieder zunichte machten.

SUVs stoßen nach Angaben der Umweltorganisation rund zwölf Prozent mehr Kohlendioxid als kleinere Autos aus, brauchen wegen ihrer Größe mehr Antriebsenergie und mehr Rohstoffe in der Produktion.

Auch andere Städte erhöhten die Parkgebühren

Paris ist nicht die einzige Metropole, die die Monsterwagen loswerden will. In Washington gelten seit Oktober sieben Mal höhere Anmeldegebühren für Autos, die mehr als 2,7 Tonnen wiegen. Und in Deutschland hatte das baden-württembergische Tübingen bereits 2021 eine drastische Erhöhung der Parkgebühren für SUVs beschlossen.

Auch Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) plädiert dafür, das Parken für SUVs zu verteuern. "Der Trend zu immer mehr und immer größeren und schwereren Autos hält an", sagte er dem "Tagesspiegel" am Samstag. "Ich habe deshalb große Sympathien für eine Preisstaffelung der Parkgebühren nach Länge der Fahrzeuge."

AFP · DPA
mkb, Pierrick YVON