Nach den jüngsten Hochrechnungen liegt bei der vorgezogenen Parlamentswahl in der Ukraine der Oppositionsblock der prowestlichen Politikerin Julia Timoschenko vorn. Die Partei kam nach Auswertung von einem Viertel der abgegebenen Stimmzettel auf 33,38 Prozent, teilte die Wahlleitung am frühen Montagmorgen in Kiew mit. Dahinter folgte die Partei der Regionen von Regierungschef Viktor Janukowitsch. Die vor allem im russischsprachigen Osten und Süden der Ukraine populäre Partei lag demnach bei 29,99 Prozent. Das Bündnis von Präsident Viktor Juschtschenko kam auf 16,1 Prozent.
Allerdings geben in der Ukraine die ersten Hochrechnungen erfahrungsgemäß wenig Aufschluss auf das Endergebnis, da das Wählerverhalten in den einzelnen Regionen des Landes stark voneinander abweicht. Mit einem Einzug in das neue Parlament können demnach auch die Kommunisten (5,06 Prozent) sowie das Bündnis des früheren Parlamentsvorsitzenden Wladimir Litwin (4,53) rechnen. Zittern muss die Sozialistische Partei (3,06 Prozent), ob sie den Sprung über die Drei-Prozent-Hürde schaffen wird.
Wahlen sollen politische Stillstand beenden
Die Neuwahlen sollten eigentlich den politischen Stillstand beenden, in dem sich das osteuropäische Land seit Monaten befindet: Präsident Juschtschenko hatte das Parlament nach monatelangem Streit aufgelöst und Neuwahlen verkündet. Ein früheres Bündnis mit Präsident Juschtschenko und Timoschenko als Regierungschefin war nach der Orangenen Revolution allerdings gescheitert.
Ob die Neuwahlen - wie von Juschtschenko erhofft - den politischen Stillstand beenden werden, ist Beobachtern zufolge völlig offen. Bereits unmittelbar nach Bekanntgabe der Nachwahlbefragungen erklärten beide Lager, die Oberhand gewonnen zu haben. Boris Kolesnikow von der Partei der Regionen betonte auf einer Pressekonferenz, seine Partei habe einen deutlichen Vorsprung vor dem Zweitplatzierten. Über Koalitionsoptionen werde aber erst diskutiert, wenn die offiziellen Zahlen vorlägen. Wjatscheslaw Kyrylenko von der Partei Unsere Ukraine hielt dagegen, die demokratischen Kräfte hätten im neuen Parlament eine Mehrheit und würden daher auch die Regierung bilden.