Peking Mysteriöser Crash am Tiananmen-Platz

Ein Unfall mit fünf Toten: Normalerweise würde darüber in China kaum jemand ein Wort verlieren - hätte sich der Crash nicht am Tiananmen-Platz ereignet. Fotos im Internet löschte die Zensur sofort.

Mysteriöser Unfall mitten in Peking - und das Regime reagiert mit Härte. Fünf Menschen starben, als am Montag am Tian'anmen Platz am Eingang zur Verbotenen Stadt ein Auto in eine Menschenmenge raste. Der Jeep sei im Zentrum der chinesischen Hauptstadt in eine Brücke gekracht und habe Feuer gefangen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Für den Fahrer und zwei Passagiere sei jede Hilfe zu spät gekommen. Darüber hinaus seien eine Touristin aus den Philippinen und ein chinesischer Tourist getötet worden.

38 weitere Menschen verletzt worden. Sie wurden in naheliegende Krankenhäuser gebracht. Zu ihrem Zustand wurde zunächst nichts bekannt. Die Pekinger Polizei leitete einen Großeinsatz ein.

War es ein Anti-Regierungs-Protest? Der Tiananmen-Platz gilt als symbolisches Zentrum der Volksrepublik und wird von den staatlichen Sicherheitskräften streng kontrolliert. Er war Schauplatz der Studentenproteste im Jahr 1989, die damals brutal von den chinesischen Behörden niedergeschlagen wurden.

Brennendes Auto auf vielen Fotos zu sehen

Fotos in sozialen Netzwerken zeigen ein brennendes Auto an der Jinshui-Brücke, unmittelbar vor dem Eingang zur Verbotenen Stadt. Mehrere Menschen berichteten online von einer Explosion. Von offizieller Stelle gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Die Polizei nahm Ermittlungen auf. Die Hintergründe des Vorfalls waren zunächst unklar. Normalerweise ist der Bereich am Eingang zur Verbotenen Stadt für Autos gesperrt. Im Internet kochten nach dem Vorfall die Spekulationen über mögliche Hintergründe hoch. In manchen Online-Netzwerken wurde gemutmaßt, die Fahrzeuginsassen wollten möglicherweise mit einer Protestaktion ein Zeichen setzen. Auch eine demonstrative Selbstentzündung wurde in Erwägung gezogen.

Staatliche Zensur reagiert sofort

Viele der Bilder auf chinesischen Internetseiten von dem Unfall und dem Polizeieinsatz wurden binnen Minuten von der staatlichen Zensur gelöscht, auf den Platz zuführende Straßen gesperrt. Zwei AFP-Reporter wurden vorübergehend festgenommen. Vor ihrer Freilassung wurden Bilder von ihren Kameras gelöscht. Nach Angaben von Pekings Verkehrsbehörde wurde eine U-Bahn-Station neben dem Tiananmen-Platz auf Weisung der Polizei geschlossen. Ein italienischer Tourist berichtete, er sei gegen Mittag zusammen mit anderen Besuchern von Polizisten aus der Verbotenen Stadt hinausgewiesen worden. Rings um die Unfallstelle errichteten Sicherheitskräfte eine Sichtschutzbarriere.

Die Verbotene Stadt gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und ist eines der meistbesuchten Touristenziele Chinas. Bis zur Revolution 1911 residierten die letzten Kaiser Chinas in dem Palast im Zentrum Pekings.

DPA
anb/AFP/DPA